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Männer vorne, Frauen hinten: Diese Trennung der Geschlechter gehört in Jerusalem nun der Vergangenheit an.

Foto: Reuters/AMMAR AWAD

Jerusalem - Die Geschlechtertrennung in Bussen für ultra-orthodoxe Juden in Israel ist illegal. Der Oberste Gerichtshof des Landes entschied am Donnerstag, dass Frauen nicht gezwungen werden dürfen, in den sogenannten koscheren Bussen im hinteren Teil Platz zu nehmen. "Ein öffentliches Verkehrsunternehmen darf Frauen nicht sagen oder vorschreiben, wo sie zu sitzen oder was sie zu tragen haben. Sie dürfen im Bus sitzen wo sie wollen", urteilten die Richter. Toleranz sei ein wichtiges soziales Prinzip, das gefördert werden müsse - auch wenn dabei manchmal die Rechte von Individuen beschnitten würden.

Die Entscheidung ist der Schlusspunkt eines seit dreieinhalb Jahre währenden Rechtsstreits. Ultra-orthodoxe Jüdinnen und das Israelische Zentrum für Religiöse Aktion (IRAC) hatten gegen das Verkehrsministerium und gegen zwei Busgesellschaften geklagt, die Fahrten für ultra-orthodoxe Juden anboten. Bei den seit 1998 angebotenen Fahrten mussten Frauen unauffällige Kleidung tragen und im hinteren Teil des Busses Platz nehmen. Das IRAC reichte eine Klage wegen Diskriminierung ein, nachdem laut der Organisation mindestens fünf Frauen verbal oder körperlich angegriffen wurden oder ihnen eine Mitfahrt verweigert wurde, weil sie gegen die Regeln verstoßen haben sollen.

Die IRAC-Leiterin und prominente Frauenrechtsaktivistin Anat Hoffman bezeichnete das Urteil als "unglaublichen Sieg". "Es ist fantastisch, dass das Gericht entschieden hat, dass die Geschlechtertrennung in Bussen gegen demokratische Prinzipien und die Gleichberechtigung verstößt." Enttäuscht zeigte sich Hoffman dagegen darüber, dass das Gericht weiterhin erlaubt, dass sich die hinteren Bustüren an Haltestellen öffnen - Frauen, die daran gewohnt seien, hinten zu sitzen, würden daher möglicherweise weiterhin dort einsteigen. Sie forderte, dass die hinteren Türen der Busse verschlossen bleiben. (APA)