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 Zusammen wohnen?

Foto: APA

Pro+++
Gemeinsam statt einsam

Noch vor einiger Zeit gehörte ich zur absoluten Alleinleben-VerfechterInnen-Fraktion. Nicht um die Burg wäre ich mit irgend jemanden, ganz gleich welchen Geschlechts, Alters oder sonstigen soziografischen Merkmals zusammengezogen. Ich war so sehr auf mein mit mir Alleinsein in meiner Wohnung erpicht, dass meine Umgebung mir schon ansatzweise egomanische bis autistische Züge andichten wollte. Ich trug es gelassen. Denn nach etwa fünfzehn Jahren in einer typischen Frau-Mann-Kind-Wohngemeinschaft wusste ich, was ich mit Sicherheit nicht mehr wollte. Sollten die anderen also getrost reden.

Heute denke ich anders. Meine Erfahrungen mit dem Singlehaushalt entpuppten sich schlussendlich gar nicht so positiv, in vielen Belangen finde ich alleine zu wohnen trostlos und anstrengend. Denn die durchaus angenehme Möglichkeit des absoluten und ungestörten Rückzugs zieht eine endlos lange Reihe an Faktoren nach sich, von denen ich die Nase voll habe. Auf einen Nenner gebracht: ich alleine bin für alles und jedes zuständig.

Egal ob das alltägliche Tätigkeiten betrifft oder Dinge, die seltener erledigt oder besorgt werden müssen wie Hausarbeit, einkaufen, Auto zum Mechaniker bringen, Handwerker organisieren oder selbst etwas reparieren, Amtswege und anderer bürokratischer Kram ... und so weiter und so fort. Wenn ich krank bin, muss ich selbst in die Apotheke laufen oder mir ein Taxi fürs Spital rufen. Wenn ich Menschen um mich haben will, muss ich sie einladen oder rausgehen. Alleinlebende haben niemanden, mit der/dem sie die alltäglichen Sorgen teilen können. Und natürlich müssen sie auch alles alleine bezahlen.

Gemeinsam wohnen ist nicht nur kostengünstiger, also ökonomischer, es ist auch ökologischer und - so empfinde ich das mittlerweile - ebenso sozial verträglicher. Doch wenn ich mich an dieser Stelle für eine Wohngemeinschaft ausspreche, heißt das nicht automatisch, dass ich dabei die typische Zweier-WG oder den Kleinfamilien-Haushalt im Kopf habe. Im Gegenteil. Ein neues Konzept des Miteinanderlebens muss her. Möglicherweise eine Form der Kommune, in der individuelle und ökomomisch-ökologische Werte zusammenfließen. (dabu)

---Contra
Lieber klein, dafür fein und mein

Auch Sie werden wahrscheinlich etliche heterosexuelle Paare kennen, bei denen er mehr verdient als sie. Betrifft es eine persönlich, gesteht frau sich natürlich nicht gerne ein, dass auch sie Teil jener Statistik ist, die immer wieder klipp und klar sagt: Frauen verfügen über weniger Geld.

Natürlich wirkt sich das auch auf die gemeinsame Lebensgestaltung aus. Wenn Kinder kommen, kennen wir das Argument zuhauf. Er bleibt nicht beim Baby daheim, weil sein Job besser bezahlt, ergo: wichtiger ist. Und auch ohne Kinder korrumpiert die finanzielle Ungleichheit das Zusammenleben. Schöne Dinge umgarnen eine in der gemeinsamen Wohnung, für die frau nicht zu gleichen Teilen aufkommen kann. Was eine wiederum im schlimmsten Falle dazu verlockt, sich bei der Gehaltsverhandlung weichklopfen zu lassen, statt zäh auf das angemessene Gehalt zu bestehen. Was sich gut situierte Jugendliche leisten, für wenig oder gar nichts zu arbeiten, spinnt sich also weiter. Das ist natürlich nur ein kleiner Nebenschauplatz beim Drama ungleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, aber dennoch wäre es naiv, beim Thema gemeinsame Wohnung die ökonomischen Verhältnisse zwischen Männern und Frauen außen vor zu lassen. Vermag doch das gemeinsame Nest diese Tatsache zu verschleiern und lässt sie erst nach einer Trennung in voller Härte zu Tage treten.

Abseits vom gewichtigen Grund, zu wissen, welches Leben ich mir leisten kann und will - mit all seinen politischen Implikationen -, gibt es natürlich auch eine Reihe hedonistischer Gründe: Meine Ordnung oder mein Saustall geht niemanden was an, keine Rücksichtnahme was oder wer in die Wohnung kommt und schließlich ein oder mehrere Zimmer für mich allein. Was - und auch das muss gesagt werden - natürlich auch ein Luxus ist, den sich einige Paare, gleichermaßen knapp bei Kasse, oft nicht leisten können. Aber auch das Zusammenwohnen aus ökonomischen Zwängen beiderseits klingt nicht gerade knackig. (roh)