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"Damit diese Welt mehr zu unserer wird, gehen wir gemeinsam auf die Straße". 

Foto: REUTERS/Alex Domanski

Die Vorbereitungsplattform  "100 Jahre Internationaler Frauentag" arbeitet seit Monaten an der Planung und Organisation des großen Jubiläums am 19. März. Dies ist ihr Aufruf zur Teilnahme an den Aktivitäten:

Vor 100 Jahren, am 19. März 1911, fand in Wien die erste große Demonstration für die Rechte von Frauen statt. An die 20.000 Personen - mehrheitlich Frauen - marschierten damals auf der Ringstraße zum Rathaus. Ihre Anliegen waren: allgemeines Frauenwahlrecht, Arbeitsschutzgesetze, Mutter- und Kinderschutz, 8-Stunden-Tag, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Senkung der Lebensmittelpreise, Einführung einer Sozialversicherung, die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs und die Verhinderung des sich am Horizont bereits abzeichnenden 1. Weltkrieges. Ähnliche Demonstrationen fanden im selben Jahr in Deutschland, der Schweiz, Dänemark und den USA statt.
Die Initiative zum Internationalen Frauentag kam von Clara Zetkin, die einen entsprechenden Antrag bei der II. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen im Jahr 1910 eingebracht hatte. Es war dies der Beginn einer kämpferischen Frauentradition, die jedes Jahr am 8. März, dem Internationalen Frauentag, die Anliegen der Frauen in die Öffentlichkeit trägt.

Heute, 100 Jahre später, sind viele der damals eingeforderten Rechte umgesetzt, manche werden schon wieder in Frage gestellt, andere noch gar nicht eingelöst und viele neue Forderungen und Visionen sind dazugekommen.
Wir wissen, dass wir uns - trotz aller Unterschiede - nicht spalten lassen dürfen, wollen wir als gemeinsame Bewegung Kraft entfachen. Für uns gilt, was schon Audre Lorde, eine afroamerikanische Feministin, 1984 sagte: "Ich bin nicht frei, "solange eine einzige Frau unfrei ist, auch wenn sie ganz andere Ketten trägt als ich."

Frau zu sein, darf kein Leben in Benachteiligung nach sich ziehen. Als Frau zu leben heißt, andere Vorstellungen von der Welt zu haben als die herr-schenden.

Wir wollen in einer Welt leben, in der

  • Frauen selbstverständlich und in allen Bereichen von Gesellschaft und Politik mitentscheiden
  • Frauen und Männer gleich viel Geld und Macht besitzen
  • Frauen nicht auf unsere Körper und unsere Rolle als Mütter reduziert werden
  • Mutterschaft keine Armutsfalle ist
  • Frauen nicht so arm gehalten werden, dass wir gezwungen sind, unwürdige Abhängigkeiten und gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen einzugehen
  • Mädchen und Frauen ihre Geschichte kennen und über die Leistungen anderer Frauen Bescheid wissen
  • alle Menschen uneingeschränkten Zugang zu Bildung haben und Lebens- und Arbeitsverhältnisse bestehen, die dies ermöglichen

Wir wollen in einer Welt leben, in der

  • Frauenarbeit gleich viel wert ist wie Männerarbeit und unbezahlte Arbeit nicht automatisch Sache von Frauen ist
  • Frauen und Männer in gleichen Maßen für Erwerbseinkommen, Kindererziehung, Haus- und Pflegearbeit Verantwortung übernehmen und sich die gesamte Gesellschaft für das Wohl aller Kinder zuständig fühlt
  • alle Menschen das Recht auf eine gesicherte Existenz haben
  • drohende Arbeitslosigkeit nicht als Erpressungsmittel verwendet werden kann und in der arbeitsrechtliche Standards eingehalten werden
  • alle genug Zeit haben, sich zu erholen, ihr intellektuelles und kreatives Potential zu entfalten und ihre Beziehungen zu leben
  • Mensch-Sein nicht nur bedeutet, zu funktionieren oder zu konsumieren

Wir wollen in einer Welt leben, in der

  • Frauen vor Männergewalt geschützt sind
  • Frauenkörper nicht als Objekte in der Werbung verwendet werden
  • Frauen nicht unablässig dem Diktat der Schönheits- und Modeindustrie ausgesetzt sind
  • wir lieben dürfen, wen wir wollen und zusammenleben können, mit wem wir wollen, ohne dadurch benachteiligt zu werden
  • niemand unser Recht in Frage stellt, selbst darüber zu entscheiden, ob und wie viele Kinder wir gebären wollen

Wir wollen in einer Welt leben, in der

  • Bildung, Kunst und Kultur als menschliche Grundbedürfnisse verstanden werden, zugänglich allen Menschen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Alter, geographischer und sozialer Herkunft
  • die patriarchale Kulturgeschichte im Bildungs- und Kunstbereich auf allen Ebenen kritisch bearbeitet und ergänzt wird
  • zeitgenössischer Kunst zumindest gleich viele Ressourcen zugestanden werden wie restaurativer Kunst

Wir wollen in einer Welt leben, in der

  • Angehörige anderer Kulturen selbstverständlich respektiert werden und Fremdenfeindlichkeit und Abwertung anderer Kulturen nicht stattfinden dürfen
  • die Frauen- und Menschenrechte eingehalten werden und die Kenntnis der Menschenrechte zum Anforderungsprofil für die Tätigkeit als Politiker/in gehört
  • Menschen vor Diskriminierung und Verhetzung und der daraus folgenden politischen Praxis von Schubhaft, Ausweisung und Abschiebung geschützt sind
  • das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkünfte als Bereicherung erlebt und niemand illegalisiert wird

Wir wollen in einer Welt leben, in der

  • Waffenproduktion, Kriege und Überfalle auf andere Länder der Vergangenheit angehören
  • nicht alle drei Sekunden ein Kind stirbt, weil die Länder des Nordens seit Jahrhunderten jene des Südens ausplündern
  • die Profitinteressen von multinationalen Großkonzernen und der Finanzwirtschaft nicht unser aller Leben bestimmen
  • unser Leben kein Spielball der Schwankungen von Wirtschaftswachstum und Börsenkursen ist
  • internationale Solidarität gelebt wird
  • alles getan wird, um dem Klimawandel entgegenzuwirken und mit den Ressourcen der Erde schonend und sparsam umzugehen. 

Damit diese Welt mehr zu unserer wird, gehen wir gemeinsam auf die Straße und rufen alle Frauen dazu auf, sich zu beteiligen. Setzen wir gemeinsam ein Signal für Frauenrechte! Eine andere Welt ist möglich! Die Vorbereitungsplattform 100 Jahre Internationaler Frauentag. (red)