Glücklicherweise keine unendliche, dafür eine demotivierende Geschichte:

Foto: Billa-Werbespot Screenshot/www.billa.at

Erst darf das Mädchen ihr Wissen mit Wort und Gesten an den Hausverstand bringen ...

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... dann wird sie von den Jungs unterbrochen und bekommt Redeverbot ...

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... und der ausgezeichnete (Staatspreis Werbung 2008) Hausverstand schaut zu und lacht sich eins ab. Sehr vorbildlich.

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Wo die Vernunft aufhört, beginnt der Hausverstand! Wäre doch ein Update für den mittlerweile ausgelutschten Slogan der Billa-Kampage, die uns seit annähernd vier Jahren beglückt. Und passend obendrein, wenn man sich den aktuellen Werbespot anschaut.

Sei doch still!

In dem wird für Billa-Safari-Sticker geworben, die, ins Sammelalbum geklebt, allerhand Wissenswertes über exotische Tiere erzählen und nebenher die KundInnen von morgen heranziehen. Im Spot ist ein kleines Mädchen von etwa acht Jahren zu erleben, das dem Hausverstand ganz begeistert von ihrem neu gewonnenen Wissen über Elefanten berichtet. Neben der Kleinen stehen zwei - von ihr und ihrem Redefluss - genervte ältere Buben, die mit ihrem Überdruss nicht hinterm Berg halten und dem Hausverstand mit eindeutigen Blicken über die Schulter des Mädchens hinweg wissen lassen, was sie von deren Schlauheit halten. Das Mädchen verdeutlicht ihr Wissen schließlich bildhaft, indem sie einen Elefanten imitiert und über dessen Rüssel als Wasserspeicher referiert (siehe Bild zwei) - Stichwort für einen der Jungs, sie endlich zu unterbrechen mit der Frage, ob sie auch einen Seeelefanten nachmachen könne. Denn der halte auch mal für zwei Stunden die Luft an.

Hausverstand feixt mit

Die Reaktion des Hausverstandes auf diese lebensnahe Dynamik zwischen jüngeren und älteren Kindern schließlich ist das, was nicht nur so manch einer unserer Leserinnen sauer aufstößt: Als die Jungen ein spottendes Siegerlachen anstimmen, grinst der sonst so wortgewandte Oberlehrer das dermaßen abgewürgte und verstummte Mädchen nur nickend an und wiederholt die Vorlage der Jungs: "Der Seeelefant."

"Beim ersten Mal hab' ich mir gar nicht so viel dabei gedacht, aber je öfter ich diesen idiotischen Werbespot gesehen habe, desto mehr habe ich mich geärgert über diese blöden Anti-Mädchen-Klischees", schreibt uns eine Userin. Und Recht hat sie: Statt dass der Hausverstand die Kleine unterstützt oder gar ermuntert, weiter zu reden, macht er sich so wie die Jungs über sie als Lästige lustig. Und von dieser Witzfigur sollen sich die vorwiegend weiblichen Kaufentscheidungsgeplagten Tipps zur Gestaltung ihres Konsum- und Essverhaltens, ach was, Billa-Lektionen fürs Leben geben lassen!? Dann lieber keinen Hausverstand), wie es an dieser Stelle schon einmal formuliert wurde!

Schwache Nerven

Dass der Spot das leider negativ besetzte Klischee vom redseligen weiblichen Menschen bedient, ist eine weitere Sache, und wieder eine andere rührt an einen überbehandelten, aber nach wie vor wunden Punkt in Gleichstellungsbemühungen: Wie soll frau sich in atypischen Bereichen durchsetzen, wenn ein sich Hervortun als Nervensägen aufgefasst wird. Und atypisch heißt hier: Unter Männern. Weil Billa und die beauftragte Agentur Dirnberger De Felice diese Dynamik nicht zeitgemäß auflösen und sie im Gegenteil noch bestärken, lässt sich ein Fazit ziehen, das eine weitere unserer Userinnen auf den Punkt bringt: "... die Billawerbung ist einfach nur unnötig und ärgerlich - und meiner Meinung nach einen ganzen Zitronenbaum wert." Und der trägt ordentlich Früchte! (bto/dieStandard.at, 1.2.2011)