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Kommissarin Viviane Reding.

Foto: EPA/OLIVIER HOSLET

Brüssel/Berlin - Geht es nach der EU-Kommission, soll es künftig mehr Frauen auf ChefInnenposten geben. Falls bis Jahresende die Konzerne nicht selbst aktiv werden, will Brüssel rechtliche Vorgaben für eine Frauenquote in Aufsichtsräten machen. "Ich möchte erreichen, dass bis 2015 30 Prozent und bis 2020 40 Prozent der Aufsichtsräte der börsennotierten Unternehmen auf Europas Binnenmarkt weiblich sind", sagte EU-Justizkommissarin Viviane Reding am Montag in Brüssel.

Zuerst auf Einsicht setzen

Zunächst setzt die EU-Kommission auf die Einsicht der Unternehmen und gibt der Wirtschaft eine Schonfrist bis Jahresende: "Ich erwarte, dass die Wirtschaft im Laufe dieses Jahres zuverlässige Initiativen entwickelt, die zusätzliche Gesetzgebung überflüssig machen", sagte die Kommissarin. Seit Monaten macht die EU-Kommission den Konzernen Druck, im Frühjahr will Reding intensive Beratungen führen. 2012 könnte dann die Quote kommen.

Reding hatte bereits im vergangenen Herbst als Zielgröße einen Frauenanteil von 30 Prozent in Aufsichtsräten genannt. In der Forschung soll künftig jede vierte Führungsposition mit einer Frau besetzt sein. "Wir müssen Frauen fördern, damit sie das erreichen, wozu sie fähig sind", sagte Reding mehrfach. "Ich glaube nicht, dass Selbstverpflichtungen ausreichen."

Auch Männer müssen dabei sein

Binnenmarktkommissar Michel Barnier unterstützt den Vorstoß der Kommissarin Reding, die innerhalb der EU-Kommission allein für Gleichstellungsfragen zuständig ist. Barnier hatte der "Süddeutschen Zeitung" gesagt: "Ich stehe der Idee aufgeschlossen gegenüber, europaweit Frauenquoten einzuführen, beispielsweise in den Vorständen der großen börsennotierten Unternehmen." Kommissarin Reding sagte dazu: "Um die Frauenquote durchzusetzen, müssen auch die Männer dabei sein. Michel Barnier ist da sicherlich ein sehr guter Anfang."

Im September 2010 hatte die EU-Kommission eine Fünfjahresstrategie beschlossen, die gleichen Lohn für gleiche Arbeit und mehr Frauen in den Chefetagen zum Ziel hat. Großen Konzernen drohte die Kommission bereits damals mit gesetzlichen Vorgaben, wenn die Industrie den Anteil der Frauen in Führungspositionen nicht selbst erhöht.

Zuviel Teilzeit

Auch für eine Angleichung des Lohngefälles zwischen Männern und Frauen setzt sich die EU-Behörde ein. Als Grund für die Kluft bei den Gehältern gilt, dass Frauen vielfach in Teilzeit oder in schlecht bezahlten Berufen arbeiten und nach der Familiengründung einen Karriereknick hinnehmen müssen.

In Deutschland tobt gerade eine heftige Debatte über eine Frauenquote für Unternehmen. Die Regierungsparteien kommen dabei auf keinen gemeinsamen Nenner. CSU und FDP lehnten eine gesetzliche Quote am Montag kategorisch ab. Die CDU ist in der Frage uneins. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will eine feste Quote per Gesetz durchsetzen. Ihre Kabinettskollegin, Frauenministerin Kristina Schröder (CDU), ist dagegen und plädierte erneut für eine flexible Lösung. Einig sind sich die Koalitionäre nur in der Erkenntnis, dass in den Führungsgremien der Wirtschaft zu wenig Frauen sitzen.

SPD will sofortige Quote

Die oppositionelle SPD fordert eine sofortige Quote von 40 Prozent. Auch die Familienexpertin der Grünen, Katja Dörner, sagte: "Wer wirklich mehr Frauen in Führungspositionen will, muss per Gesetz eine Quote einführen. Wir Grünen haben einen entsprechenden Gesetzentwurf ins Verfahren gebracht." (APA)