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Am 7. Februar 1971 sagten 621.000 Schweizer Männer Ja zum Stimm- und Wahlrecht für Frauen.

Foto: AP/Michael Probst

Bern - Vor 40 Jahren - am 7. Februar 1971 - sagten 621.000 Schweizer Männer Ja zum Stimm- und Wahlrecht für Frauen. Das entsprach einem Anteil von 65,7 Prozent. 

Im internationalen Vergleich wurde die politische Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in der Schweiz spät eingeführt: Erst in einer Abstimmung am 7. Februar 1971 hießen die stimmberechtigten Männer (66 Prozent Ja-Stimmen) und eine große Mehrheit der Kantone das Frauenstimmrecht auf eidgenössischer Ebene gut. Eine erste Vorlage im Jahr 1959 scheiterte noch klar (33 Prozent Ja-Stimmen).

In Österreich wählen Frauen seit 1919

In den Kantonen waren die Frauen zum Teil schon früher stimm- und wahlberechtigt - so etwa in der Waadt und in Neuenburg (1959) oder in Genf (1960) und Basel-Stadt (1966). Die meisten Kantone führten das Frauenstimmrecht erst nach 1971 ein. Der Kanton Appenzell Innerrhoden musste 1990 vom Bundesgericht dazu gezwungen werden. In Österreich dürfen Frauen seit dem Jahr 1919 wählen.

Frauen stimmen bei eidgenössischen Vorlagen meist gleich wie die Männer. Einige gewichtige Ausnahmen gibt es jedoch. Die Stimmen der Frauen gaben im Jahr 1985 den Ausschlag zur Annahme des neuen Ehe- und Erbrechts. Mit der Vorlage hielt die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau auch in der Ehe Einzug. Nur dank der Frauenstimmen wurde weiters die Antirassismus-Strafnorm (1995) angenommen.

Stärker gegen Diskriminierung

Generell sprechen sich Frauen stärker gegen Diskriminierung aus, so der Politologe Claude Longchamp. Sein Forschungsinstitut gfs.bern analysierte bei allen 266 eidgenössischen Volksabstimmungen zwischen 1977 und 2010 das Abstimmungsverhalten der Frauen. Das Institut kommt zum Schluss, dass seit der Einführung des Frauenstimmrechts im Jahr 1971 bei mindestens zehn eidgenössischen Vorlagen die Stimmen der Frauen den Unterschied machten. Umgekehrt gaben bei mindestens elf Vorlagen die Männer den Ausschlag.

Zum Durchbruch verhalfen die Frauen auch der Alpeninitiative (1993) und dem Moratorium für den Bau von Atomkraftwerken (1990). Die Männer lehnten diese Vorlagen ab. Zu Fall brachten die Frauen das neue Elektrizitätsmarktgesetz (2003). Dieses hätte in einem Schritt eine komplette Liberalisierung des Strommarktes gebracht.

Mehrheitliches Nein zur Abtreibung

Neben der Sensibilität für Benachteiligte würden sich Frauen auch eher für die öffentliche Daseinsvorsorge einsetzen, wirtschaftspolitische Argumente weniger stark gewichten und die Umwelt stärker schützen als Männer, sagte Longchamp. In Fragen zu Abtreibung und Mutterschaft aber zeigten sich vor allem ältere Frauen konservativ.

So legten die Frauen bei der ersten Abstimmung über einen straffreien Schwangerschaftsabbruch im Jahr 1978 mehrheitlich ein Nein in die Urne - das Ja der Männer konnte die Vorlage nicht retten. Bei der zweiten Abstimmung (2002) sagten dann zwar auch die Frauen Ja (69 Prozent), allerdings weniger deutlich als die Männer (76 Prozent). Auch bei der Abstimmung über einen bezahlten Mutterschaftsurlaub (2004) zeigten sich die Frauen konservativer als die Männer: Der Vorlage stimmten 61 Prozent der Männer, aber lediglich 52 Prozent der Frauen zu.

Neue Themen

Longchamp weist darauf hin, dass mit der Beteiligung der Frauen am politischen Leben auch neue Themen aufgenommen wurden. Mit Blick auf die Volksbegehren nennt er die Verwahrungsinitiative (2004) und die Unverjährbarkeitsinitiative (2008). Beide Initiativen wurden angenommen - letztere aber gegen den Willen der Männer.

Abgelehnt wurden wegen einer starken Frauenmehrheit in der Vergangenheit eine Revision der Arbeitslosenversicherung (1997) und eine Lockerung der Lex Friedrich (1995) zum Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland sowie der erste Anlauf, das Stimm- und Wahlrechtsalter auf 18 Jahre zu senken (1979). (APA, red)