Rom - Am Montag hat der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi die Proteste der Frauen kritisiert, die am Sonntag im ganzen Land gegen ihn und das von der Politik und dem Fernsehen vermittelte Frauenbild demonstriert haben. Berlusconi meinte, die Demonstrationen seien von der oppositionellen Linken instrumentalisiert worden. "Die Linke nutzt jeden Vorwand, um den Gegner zu stürzen, den sie auf demokratische Weise bei Wahlen nicht besiegen kann", sagte Berlusconi in einem TV-Interview am Montag.

"Alle Frauen, die mich kennengelernt haben, wissen, wie sehr ich sie schätze. Ihnen gegenüber habe ich mich stets mit großer Aufmerksamkeit und Respekt verhalten. Sowohl meine Unternehmen, als auch meine Regierung haben immer Frauen in den Vordergrund gestellt, weil ich wirklich überzeugt bin, dass sie besser als die Männer sind. Sie sind besser in der Schule, in der Universität, sie sind intelligenter und zuverlässiger. Ich habe immer dafür gesorgt, dass sich jede Frau einmalig fühlt", sagte Berlusconi.

Rücktritt gefordert

"Die Mailänder Staatsanwaltschaft und die Medien haben dagegen die Würde der Frauen verletzt, die bei mir zu Gast waren. Sie haben sie ohne Grund dem öffentlichen Hohn ausgeliefert und dabei die Wahrheit verzerrt. Das ist wirklich eine Schande, eine große Schande", kommentierte Berlusconi.

In Italien hatten am Sonntag Hunderttausende Frauen ihren Ärger über den Sex-Skandal um Berlusconi auf die Straße getragen. In Städten wie Neapel und Palermo skandierten die Frauen "Italien ist kein Bordell" und forderten Berlusconi auf Transparenten zum Rücktritt auf. Angeführt von Schauspielerinnen, Politikerinnen und anderen prominenten Italienerinnen gingen Frauen in allen größeren Städten des Landes auf die Straße - neben rund 30 Städten im Ausland. Unterstützt wurden die Demonstrantinnen auch von Männern.

Eilprozess wegen Amtsmissbrauchs

Für Berlusconi hat eine entscheidende Woche begonnen. Bis Ende dieser Woche wird die Mailänder Untersuchungsrichterin Cristina Di Censo entscheiden, ob gegen den Premierminister ein Eilprozess wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit einer minderjährigen Prostituierten beginnen soll. Der Premierminister steht seit fast zwei Jahren wegen Sexaffären im Rampenlicht der Medien. (APA)