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Cemil Ipekci bei einer Modenschau in Istanbul im Jänner 2011.

Foto: EPA / KERIM OKTEN

Istanbul - Der bekannteste Homosexuelle der Türkei hat nach Morddrohungen islamistischer Extremisten Polizeischutz erhalten. Drei Beamte in Zivil folgten dem Modemacher Cemil Ipekci auf Schritt und Tritt, meldete die Zeitung "Radikal" am Montag. Leider sei das derzeit nötig, sagte Ipekci während eines Urlaubs im südwesttürkischen Bodrum dem Blatt. Angst habe er aber nicht. Ipekcis Name soll auf einer Todesliste der türkischen Hisbollah stehen; einige Hisbollah-Mitglieder waren kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden.

Religiös-konservative Ansätze

In der türkischen Öffentlichkeit ist Ipekci als "konservativer Homosexueller" bekannt, weil er als Homosexueller einige politische Ansätze der religiös-konservativen Regierung in Ankara teilt. So trat er für das Ende des Kopftuchverbotes an türkischen Universitäten ein. Bei einer kürzlich erfolgten Polizeirazzia gegen mutmaßliche Mitglieder der türkischen Hisbollah im ostanatolischen Erzurum waren laut Presseberichten Bilder von Ipekci sowie Lagepläne seiner Wohnung in Istanbul gefunden worden.

Die radikal-sunnitische türkische Hisbollah, die nichts mit der schiitischen Organisation im Libanon zu tun hat, sorgte in den 1990er Jahren durch Morde an gemäßigten Islamisten für Aufsehen. Die Entlassung mehrerer führender Hisbollah-Mitglieder aus der Untersuchungshaft hatte Anfang des Jahres die Sorge ausgelöst, die Gruppe könne neue Gewalttaten planen. (APA)