Istanbul - Ein türkischer Theologe hat sexuelle Gewalt gegen Frauen mit dem Anblick tief ausgeschnittener Dekolletes gerechtfertigt und damit einen Sturm der Empörung ausgelöst. Wie die türkische Presse am Freitag berichtete, leitete die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung gegen den Theologieprofessor Orhan Ceker aus dem zentralanatolischen Konya ein. Mitglieder von Frauenverbänden demonstrierten in mehreren Städten gegen die Äußerungen des Theologen. Auch das staatliche Religionsamt kritisierte den Professor.

Als "Frauenfeind" entlarvt

Laut Ceker müssen sich Frauen mit tiefem Ausschnitt nicht wundern, wenn sie vergewaltigt würden. Die Äußerung wurde von der türkischen Hochschulbehörde und Cekers eigener Universität scharf zurückgewiesen. TeilnehmerInnen einer Frauendemonstration in Istanbul erklärten, immerhin habe sich Ceker mit seiner Äußerung offen als Frauenfeind zu erkennen gegeben. Auch im westtürkischen Izmir gingen Frauenrechtlerinnen auf die Straße.

Der Chef des türkischen Religionsamtes, Mehmet Görmez, griff Ceker ebenfalls an. Die Vorschriften des Islam dürften nicht als Vorwand zur Rechtfertigung sexueller Gewalt missbraucht werden, sagte Görmez. Sexueller Missbrauch und Vergewaltigung seien nicht nur Verbrechen gegen Frauen, sondern Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er könne sich nicht vorstellen, dass ein türkischer Theologe so etwas behaupte. Ceker gab unterdessen an, seine Äußerungen seien falsch wiedergegeben worden. (APA)