Eingangs und immer wieder dazwischen bewies Volkes Stimme in Straßenbefragungen dem Bürgerforum, dass Herr und Frau ÖsterreicherIn alles andere als emanzipiert sind und dringend der Aufklärung bedürfen. Im Studio der im Vorfeld des 100. Weltfrauentags veranstalteten Publikumsdebatte standen Mittwochabend zur Behebung des Problems liberale ("sich selbst arrangieren") und idealistische Positionen gegenüber.

Dass die Politik bei der Gleichstellung der Frauen kein großes Vorbild und eventuell scheinheilig ist, wurde festgestellt und diesen Umständen durch eine einminütige Redebeschränkung für Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek auch proportional zur Inhaltsstärke ihrer Aussagen Rechnung getragen. (Oder wie Mitterlehner zu sagen pflegt: "Weil die Zeit noch nicht in der Form piepst.") Ioan Holender, der, warum auch immer, ebenfalls eingeladen war, sah Gefahr in Frauenquoten, weil im Orchester die Qualität zähle, nicht das Geschlecht. (Damit ist er noch weit emanzipierter als Volkes Stimme, die in Gestalt eines älteren Herren von "Alibigeigerinnen" bei den Philharmoniker sprach.)

Trotz aller "Trümmerfrauen"-Verweise hielten sich Irritationen aber in Grenzen. Das Bürgerforum fügte engagierte Stimmen zu Frauenquoten, informellen Männerbünden, Männern in Frauenberufen und umgekehrt, gemeinsamer Obsorge usw. zu einem Orchesterstück der Bewusstseinsbildung. Das sollte es im ORF öfter geben. Vielleicht verstummt dann irgendwann der junge Mann, der aussah, als käme er direkt von Karima "Ruby" el-Mahrougs Autogrammstunde, und der meinte, dass "Frauen nicht die Power" hätten. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, Printausgabe 4.3.2011)