New York/London/Wien - Während Menschen in autoritären Staaten soziale Medien für den Widerstand entdecken, nutzen Frauen Onlinemedien, um gegen sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum vorzugehen. Die aus den USA kommende Selbsthilfe-Initiative Hollaback dokumentiert Belästigung mithilfe einer App für Smartphones, "um mit diesen Geschichten und Fotos das Schweigen zu durchbrechen", das Belästigung umgibt.

"Eine Freundin fuhr mit der U-Bahn in die Arbeit, als sie vis-à-vis einen masturbierenden Mann bemerkte. Sie fotografierte ihn und ging zur Polizei, die nichts machte. Erst als sie das Bild auf Flickr veröffentlichte, verbreitete es sich blitzschnell und landete schließlich auf dem Titelblatt der 'Daily News'. Plötzlich redete ganz New York über öffentliche Belästigung, und viele Frauen berichteten von ihren Erfahrungen", erklärt Emily May, Leiterin von Hollaback, im Guardian. "Geschichten können die Welt verändern, man braucht nur an Rodney King zu denken" - das Video über Polizeibrutalität in Los Angeles.

Die App kategorisiert Zwischenfälle und schickt eine Meldung über den Ort, an dem sie erlebt oder beobachtet wurden - ausführlichere Berichte werden per E-Mail eingeschickt. Die Initiative stellt diese online und sammelt die Orte auf Google Maps. So können auch Häufungen erkannt werden, was Behörden veranlassen soll, etwas gegen Belästigungen zu unternehmen. Hollaback hat sich bereits in einer Reihe europäischer Städte und Länder verbreitet, darunter Tschechien und Großbritannien, aber noch nicht in Österreich. (spu/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.3.2011)