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In Tschetschenien ist laut HRW zuletzt Frauen ohne Kopftuch der Zugang zu öffentlichen Gebäuden verwehrt worden. 

Foto: APA / Oliver Berg

Moskau - MenschenrechtlerInnen haben das sofortige Ende des neuen Kopftuch-Zwangs für Frauen in der islamisch geprägten russischen Teilrepublik Tschetschenien gefordert. Das erzwungene Tragen einer Kopfbedeckung sei ein Verstoß gegen die russische Verfassung und das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung, teilte die internationale Organisation Human Rights Watch (HRW) am Donnerstag in Moskau mit.

BeobachterInnen beklagen in dem früheren Kriegsgebiet seit längerem eine zunehmende Radikalisierung des Islams unter dem kremltreuen Republikchef Ramsan Kadyrow. Der Kreml habe die Pflicht, die autoritären Methoden zu beenden, forderte HRW.

Mit Farbgeschoßen öffentlich markiert

In Tschetschenien seien zuletzt Frauen ohne Kopftuch zur Warnung mit Farbgeschoßen öffentlich markiert und gedemütigt worden, hieß es. Zudem werde ihnen der Zugang zu öffentlichen Gebäuden verwehrt. Nach Darstellung von HRW-Mitarbeitern stecken tschetschenische Sicherheitskräfte selbst hinter den Aktionen. Auf Flugblättern werde Frauen ohne Kopfbedeckung künftig mit "härteren Strafen" gedroht.

Aus Sicht von KommentatorInnen ist der frühere Tschetschenien-Krieger Kadyrow dem Kreml schon seit langem politisch außer Kontrolle geraten. MenschenrechtlerInnen werfen Kadyrow auch Mord und Folter vor. Der Politiker hatte unlängst in einem Zeitungsinterview gesagt, dass Frauen sich bescheiden anziehen sollten, um Männer nicht mit ihren Reizen abzulenken. Außerdem warb er offen dafür, dass Männer bis zu vier Ehefrauen haben dürften. Kadyrow hatte islamisches Recht immer wieder über die russische Verfassung gestellt. Im Gegensatz zu den Terroristen im Konfliktgebiet strebt er aber nicht nach einer Unabhängigkeit der Republik von Russland. (APA)