Bereits über 174 Organisationen haben sich der Plattform angeschlossen: Die Demonstration am 19. März soll der Auftakt eines neuen gemeinsamen Weges von Frauenvereinen, NGOs und Interessensvertretungen sein.

Foto: Plattform 20.000 Frauen

Am 19. März sollen wieder 20.000 für Frauenrechte auf die Straße gehen.

Foto: Logo Plattform 20.000 Frauen

Wien - Heute ist der große Tag der Aktion "AUS! Aktion Umsetzung. Sofort". Die Veranstalterinnen haben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, gemeinsam mit 20.000 Frauen (und Männern) wie 1911 am Wiener Ring für Frauenrechte zu demonstrieren. Die Demo beginnt pünktlich um 13.45 Uhr am Schwarzenbergplatz. Zu den Rednerinnen zählen neben Politikerinnen der Regierungs- und Oppositionsparteien, die autonomen Feministinnen, Rubia Saldago (Maiz), Margit Hauft (Katholische Frauenbewegung), Amina Baghajati (Forum Muslimische Frauen Österreich), Brigitte Ruprecht (Gewerkschaftsbund) u.v.m. Darüber hinaus gibt es zahlreiche musikalische und künstlerische Einlagen. (Der genaue Ablauf ist hier einzusehen).

Bei ihrer letzten Pressekonferenz vor der Demonstration am Montag forderte die "Plattform 20.000 Frauen" die sofortige Umsetzung der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Unterstützt wird die Plattform auch von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek.

"Keine Geduld mehr"

Hintergrund ist die erste große Demonstration für Frauenrechte in Wien genau vor 100 Jahren am 19. März 1911. Damals marschierten 20.000 Personen, großteils Frauen, zum Rathaus. Ihre Anliegen waren unter anderem das allgemeine Frauenwahlrecht, Arbeitsschutzgesetze und gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Forderungen, die zum Teil noch heute nicht umgesetzt seien. "Wir haben keine Geduld mehr und warten nicht noch 100 Jahre", stellte Pressesprecherin Petra Unger deshalb fest.

Frauenministerin steht dahinter

Heinisch-Hosek unterstützt das "kräftige Lebenszeichen" der Frauenbewegung: "Ich unterstütze das, weil viele der gestellten Forderungen sind auch meine", verwies sie etwa auf den Gewaltschutz oder die Arbeitsbewertung. Die Ministerin plädierte jedenfalls für eine weitere Zusammenarbeit über den Marsch am 19. März hinaus, damit die Gleichstellung "Wirklichkeit" wird.

Gemeinsame Anliegen demonstrieren

Die Plattform sei "über fast alle politischen und konfessionellen Grenzen" hinweg breit aufgestellt, so Unger. Amina Baghajati, Gründungsmitglied des Forums muslimische Frauen Österreich, pflichtete ihr bei: Die Demo biete nun eine Gelegenheit zu zeigen, "dass wir gemeinsame Anliegen haben." Sie tritt dafür ein, dass muslimische Frauen nicht als Opfer dargestellt werden und forderte unter anderem einen eigenen Aufenthaltstitel für Migrantinnen.

Anforderungen reflektieren

Auch Doris Einwallner, Juristin beim Verein LEFÖ, skizzierte die schwierige Situation von Migrantinnen in Österreich. "Eine Migrantin benötigt 1200 Euro pro Monat als Mindesteinkommen, damit eine Abschiebung vermieden werden kann." Zusätzlich müsse auch reflektiert werden, dass die eingeforderten Deutschkenntnisse als Chance und nicht als Beschränkung dienen sollen: "Frauen, die sich zusätzlich um Haushalt und Familie kümmern müssen, haben es umso schwerer, sich ein ausreichendes Niveau anzueignen."

Wien als Sexismus-freie Zone

Für die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger bedeutet "100 Jahre Internationaler Frauentag": "Der feministische Kampf muss weitergehen, weil die tatsächliche Gleichstellung noch nicht erreicht ist." Sie drängte unter anderem darauf, dass Wien zur "Sexismus-freien" Zone wird und kündigte eine Initiative gegen sexistische Werbung an.

Zu Feminismus in der Werbe- und Medienindustrie äußerte sich auch Ulli Weish, Aktivistin der Plattform 20000 Frauen. "Im Mainstream-Mediendiskurs fehlen feministische Blickwinkel zu Sachfragen wie der Pflegedebatte oder dem Fremdenrechtspaket. Anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Frauentag gibt es eine Fülle von Berichten, danach wird dieses Thema wieder ausgeblendet." Weiters betonte sie die Notwendigkeit von Zusammenschlüssen in Sachfragen bei gleichzeitiger Beachtung von Interessensunterschieden zwischen Frauen: "Heute müssen wir wieder lernen, gemeinsam zu gehen, ohne gleich zu sein."

Kritik an Justizministerin

Gabriele Vana-Kowarzik, Rechtsanwältin und Mediatorin mit Schwerpunkt Familienrecht, kritisierte bei der Pressekonferenz den Entwurf zur Neuregelung der Obsorge von Justizministerin Claudia Bandion-Ortner. Sie erkenne etwa keinen "natürlichen Zustand der gemeinsamen Obsorge", denn in der Realität würden meist Frauen die Hauptverantwortung für die Kinder tragen. Vorschläge der Arbeitsgruppe zum neuen Familienrecht seien nicht in den Entwurf aufgenommen worden, meinte Vana-Kowarzik.

After-Demo-Party

Bei der Demonstration am 19. März werden neben zahlreichen Rednerinnen auch Musikerinnen auftreten, die sich zur Plattform femous (famous female culture) zusammengeschlossen haben. "Künstlerinnen haben ebenso mit einer schlechteren Bezahlung und der fehlenden Sichtbarkeit zu kämpfen. Es ist Zeit, Musik in Frauenhand zu geben", sagte Silvia Jura, eine der Gründerinnen von femous. Am Abend desselben Tages lädt die Plattform zu einem Musikfestival in die Ottakringer Brauerei, an dem nationale wie auch internationale Musikerinnen, darunter die Elektro-Ikone Peaches, ein vielfältiges Programm darbieten werden. (APA/red)