Mitnichten das eigene Wunsch-Rollenbild, sondern ein Film, der "bewusst provokant und überspitzt den Alltag vieler Frauen skizziert", betonen die Macherinnen des Tiroler VP-Frauenvideos.

Foto: Youtube

Innsbruck/Wien - Gegen die Eigendynamik von Nachrichten, die sich über soziale Netzwerke und auf Youtube verbreiten, sei man eben machtlos, meint Sonja Ledl. Darum, so die Obfrau der Tiroler VP-Frauen, habe es bisher von ihrer Seite keinen Versuch gegeben, den Berichten über ein "Imagevideo" der schwarzen Tirolerinnen aktiv entgegenzutreten: "Wir haben das nicht in der Hand. Und niemand gibt uns die Möglichkeit, die Dinge richtigzustellen."

Das Video, das Ledl im Magen liegt, mauserte sich übers Wochenende im Web zum Quotenhit - und zu einem medialen Waterloo der VP-Frauen. Der Film zeigt den Tag einer jungen Frau: Aufstehen, Gatte und Kind versorgen, Karriere- und Putzfrau sein, Kind betreuen, kochen und den heimkehrenden Gatten versorgen sind das eineinhalbminütige Präludium zum Kapitel "die Erotische": Die Frau kniet im roten BH vor dem Sofa - und massiert glückstrahlend die Füße ihres biertrinkenden Herrn und Gebieters im Feinripp-Unterleiberl. Danach geht sie joggen: "Weil wir dann noch aktiv sind, wenn die Männer schon längst schlafen - das (sic!) Superwoman der Tiroler ÖVP", heißt es dazu aus dem Off.

Das Video stand am Freitag kurz auf der Homepage der Tiroler VP-Frauen. Als es von dort verschwunden war, tauchte es auf Youtube auf, schaffte es via Twitter und Facebook in etliche Onlinemedien - und in die Zeit im Bild. Inhaltlich folgten alle Medien dem, was als Erste die Tiroler Tageszeitung unter "Und die Peep-Show am Abend" vorgegeben hatte: Man prügelte auf die Klischeebilder der VP-Frauen ein.

Dabei sei in Wirklichkeit alles ganz anders, betont Ulli Velano. "Der Film ist kein Imagevideo. Das hat die TT behauptet - und alle haben es übernommen." Velanos Videofirma produzierte den Film. Und: Velano moderierte am Donnerstag in Innsbruck jene Veranstaltung, bei der das "No-Budget-Video" (Velano) präsentiert wurde: Tirols VP-Frauen hatten zur Gender-Diskussion geladen. Mit Vizekanzler Josef Pröll, Landeshauptmann Günther Platter und Vera Russwurm. "Das Video sollte bewusst überspitzt den Alltag vieler Frauen skizzieren. Als Startschuss zur Debatte", erklärt Velano. "Das war die erste Frage ans Publikum: Ob sich die Frauen in manchen Szene selbst sähen."

Die Reaktionen seien "erschütternd und bezeichnend" gewesen. Die Debatte habe statt der geplanten 30 Minuten zwei Stunden gedauert. Umso verblüffter waren die Initiatorinnen tags darauf: Von der Diskussion fand sich kein Wort in der lokalen Presse - aber das "Anheiz-Video" war zum "Imagefilm" mutiert.

Seither hageln aus sozialen Netzen und Medien Hohn und Schelte auf die VP-Frauen und ihr - mutmaßliches - Rollenbild. Freilich: Sie selbst schwiegen, und bis Sonntagmittag hatte kein Medium es für notwendig erachtet, bei den VP-Frauen oder der Filmerin nachzufragen.

Mit einer Ausnahme: Der ORF Tirol interviewte VP-Frauenobfrau Sonja Ledl. Ihre Stellungnahme sah und hörte Ledl dann aber nur in Tirol heute. Später, in der österreichweit ausgestrahlten ZiB, fand Ledl sich und ihre Relativierung dann aber nicht mehr: "Dagegen ist man eben machtlos." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.3.2011)