Nadia Al-Sakkaf ist seit 2005 Chefredakteurin der englischsprachigen Yemen Times.

Foto: Nadia Al-Sakkaf

Al-Sakkaf und ihr Team.

Foto: Nadia Al-Sakkaf

Nadia Al-Sakkaf ist 34 Jahre alt und seit 2005 Chefredakteurin der englischsprachigen Yemen Times. Zuvor hatte sie schon sechs Jahre als Journalistin bei der von ihrem Vater gegründeten Zeitung im Jemen gearbeitet. Als sie dann den ChefInnenposten übernahm, wollten einige der KollegInnen nicht mehr mit ihr zusammenarbeiten. "Ich musste fast die Hälfte entlassen, weil die nicht akzeptieren wollten, dass jetzt eine Frau der Boss ist. Diese Zeit war sehr hart." Das Redaktionsteam umfasst zwischen zehn und zwölf Personen, die Auflage liegt bei 7000 Stück. "Es ist ein täglicher Überlebenskampf", schildert Al-Sakkaf, die in Indien und Großbritannien als Informationssystem-Managerin ausgebildet wurde und Diplomingenieurin ist. 

Ihre Augen blitzen, wenn man die Jemenitin auf die Freiheitsbewegung in ihrem Heimatland anspricht, wo Präsident Saleh seit 33 Jahren regiert. Ihren Laptop nimmt sie überall mit hin, um über die Vorgänge zuhause auf dem Laufenden zu sein. Dass ein Regimewechsel an der Position der Frauen im Jemen etwas ändert, davon ist sie überzeugt. "Frauen haben jetzt eine führende Rolle in der Oppositionsbewegung. Das kann man später nicht einfach ignorieren."

Die Mutter einer Tochter trägt ihr Kopftoch, Farida Nekzad hat ihres in den USA abgenommen. In Afghanistan könnte sie so nicht auf die Straße gehen, sagt die Mittdreißigerin. Ihrer Wahrnehmung nach bekommen die Taliban immer mehr Einfluss, die Verhandlungen der Regierung mit deren Vertreter bereiten ihr große Sorgen.

Gewohntes Kämpfen

Ihren zweijährigen Sohn musste sie in die USA mitnehmen, denn ihr Mann, "obwohl er sehr liberal ist und auch ein Journalist", weigerte sich, auf ihn auszupassen während ihrer Konferenzteilnahme. Der Kampf der Frauen in Ländern wie Afghanistan beginnt schon bei der Kinderbetreuung. Aber Nekzad ist Kämpfen gewohnt. Sie arbeitete unter enormel Druck als Reporterin und erzählt von mehreren Entführungsversuchen. Einmal habe sie sich durch einen Sprung aus einem fahrenden Taxi gerettet, zwei Mal wurde ihr Apartement in Kabul verwüstet.

Sie war lange Zeit die einzige Frau im Newsroom der 2004 gegründeten unabhängigen Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News. Als sie Chefin vom Dienst wurde, weigerten sich immer wieder Männer, mit ihr zu arbeiten. Die sehr selbstbewusst auftretende Nekzad wurde von ihren KollegInnen offen als Sicherheitsrisiko bezeichnet, weil die Taliban hinter ihr her seien. Der Druck wurde schließlich so groß, dass sie ausstieg und eine eigene Nachrichtenagentur, Wakht News Agency gründete, die sie jetzt aufbaut. Trotz der Bedrohungen will sie ihr Land nicht verlassen. Das herauszustreichen, sei ihr sehr wichtig, sagt sie immer wieder.

Bildung als Schlüssel

Auch Maysoun Odeh-Gangat weiß, was es heißt, für journalistische Arbeit bedroht zu werden. Sie half dabei, die erste englischsprachige Radiostation in den Palästinensergebieten und Israel aufzubauen. Das Vorbild für RAM FM war eine Station, die zu Apartheid-Zeiten in Südafrika sendete.

Schon bald nach dem Start 2007 wurde der von ihr mitbegründete Sender von den Behörden geschlossen, die MitarbeiterInnen verhört und unter Hausarrest gestellt. Der Vorwurf war, sie würden Propaganda verbreiten. Seit vergangenen Juli leitet Odeh-Gangat, die in Washington Wirtschaft studiert hat und jetzt in Ramallah lebt, NISAA FM, ein Frauenradio. Es sendet 24 Stunden, von sieben bis 16 Uhr wird Live-Programm produziert, das dann wiederholt wird. Im Programm werden den palästinensischen Frauen praktische Tipps gegeben, es werden Interviews geführt, aber auch unterhaltende Elemente werden eingestreut. Außerdem wird versucht, Bildungsprogramm anzubieten. Bildung ist der Schlüssel für Maysoun Odeh-Gangat: "Damit sich Frauen artikulieren und aufstehen können, um für ihre Rechte zu kämpfen." (Alexandra Föderl-Schmid aus Washington, dieStandard.at, 25.3.2011)