Am laufenden Band Missverständnisse: Die Quote ist keine Entwicklungshilfe für die zurückgebliebenen Frauen, sondern für die Herrschaften in den Chefetagen.

Foto: derStandard.at/Ursula Schersch

Warum braucht es eine Frauen- und keine Männerquote? Weil die Frauen auch nach 2000 Jahren nicht anders geschafft haben und die Männer schon. So simpel lässt sich die Erklärung des Personalchefs von T-Mobile Österreich, Joachim Burger, an, wenn es um die Entscheidung des Konzerns geht, warum nun Frauen gezielt in die ChefInnen-Etagen geholt werden. Die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme stellt er nicht in Frage: Weil gemischte Teams halt besser funktionieren, zum Segen der Firma.

Die österreichische Tochter muss sich hier nach der deutschen Mutter richten: Die hat sich die verpflichtende Frauenquote einer entsprechenden Gesetzgebung vorauseilend bereits selbst auferlegt. Für ein privates Unternehmen äußerst fortschrittlich, traut sich die Politik doch binnen der nächsten Jahre mit dieser Forderung nur an staatsnahe Betriebe heran. 30 Prozent der Führungsposten bei T-Mobile sollen also bei vergleichbarer Qualifikation an weibliche Mitarbeiter gehen, und das Ziel ist schon jetzt annähernd erreicht. Mit Stand Frühjar 2011 arbeiten 28,5 Prozent Frauen in den mittleren und oberen Etagen.

Naturgesetze herrschen nicht im Vorstand

Ein Förderinstrument ist die Quote allemal. Das steht außer Frage. Dass bei Aussagen wie der von Burger jedoch schnell mit biologistischen (Vor)Urteilen aufgezeigt wird, auch. Die weibliche Natur ist, wie wir spätestens seit der "Geschichte der Menstruation" wissen, eine "Geschichte voller Missverständnisse". Die Quote schert hier als anscheinendes Frauenthema nicht aus. Sie ist nicht so (leistungs)stark wie Er. Ihr fehlt Verständnis für Technik, Wirtschaft und überhaupt Männersachen. Sie hat es von sich aus nicht geschafft, aufzuholen. Dafür ist Sie besser im Zuhören, aber nicht so wie Er im Machen. Naturgesetz quasi, Schwerkraft und so.

Das Dilemma bei den zugeschriebenen Annahmen, die (Un)Fähigkeiten der Frauen adressierend, ist die Abwertung von weiblichen Fähigkeiten. Was Frauen erlernt haben über Jahrtausende der Aufgabenteilung, zählt nicht so viel wie das, was Männer aus den Strukturen geholt haben. Die Menschheitsgeschichte aber ist eine Geschichte voller Entwicklungen, von denen die Hälfte bislang nur allzu oft unter den Tisch gekehrt wurde. Das, wenn man schon in den biologistischen Derivaten nach Argumenten fischt, bitte nicht vergessen. Nix mit unveränderlich, Evolution und so.

Nach- statt Entwicklungshilfe

Die Quote braucht es also nicht, damit Frauen, wie zarte Pflänzchen vom wohlwollenden Gärtner ins Monokultur-Beet gesetzt, die Wirtschaftslandschaft bunter machen (wie der Deutsche Bank-Chef Ackermann meinte). Und schon gar nicht, weil Frauen Entwicklungshilfe - wie bei Burger anklingt - nötig haben. Aber die Herrschaften in den patriarchalen Organisationen brauchen die Quote als Nachhilfe: Damit auch sie verstehen, dass die Welt keine unerbittliche Zuteilung in weibliche und männliche Aufgaben ans jeweilige Geschlecht braucht und Qualifikation nicht am Geschlecht festzumachen ist. (bto/dieStandard.at, 29.3.2011)