Das FrauenWohnzentrum in der Springergasse wurde 2005 eröffnet.

Foto: FrauenWohnZentrum

Insgesamt bietet es 32 Wohnplätze, 137 Frauen haben bisher hier ein Zuhause gefunden.

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Einzigartig ist die Kombination mit dem Tageszentrum "FrauenWohnZimmer", wo auch Frauen, die nicht im Haus wohnen, einen geschützten Raum finden.

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Hier finden sie Platz zum "einfach da sein", zum Wäsche waschen, essen, lesen und Beziehungen aufbauen.

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"Ich liebe diese Arbeit", sagt Elly Loibl, Leiterin des FrauenWohnZentrums der Caritas in der Wiener Springergasse, aus voller Überzeugung. Seit dessen Anfängen 2005 und schon die Jahre davor, als es "nur" das FrauenWohnZimmer im 6. Bezirk in der Eggerthgasse gab, kümmert sie sich mit viel Engagement um die Anliegen und Bedürfnisse wohnungsloser Frauen. "Ich freue mich immer wieder über die Kraft, die die Frauen für ihren ganz individuellen Weg aufbringen", resümiert sie. "Wir möchten ihnen hier den Rahmen dafür geben: Der Aufenthalt bei uns bietet Zeit für Entwicklung. Wir bieten Stabilität und Sicherheit, die die Frauen dann langsam auch in sich aufbauen können, um ihre eigenen, ganz individuellen Schritte zu gehen."

Auf vier Stockwerken hat das FrauenWohnZentrum insgesamt 32 Wohnplätze. Es gliedert sich in drei Bereiche: den Wohnbereich, das Tageszentrum FrauenWohnZimmer, das 2005 in das Haus in der Springergasse integriert wurde, und eine Nachtnotunterbringung, die drei Frauen in akuter Not eine Nacht lang Platz bietet. Diese Kombination speziell für wohnungslose Frauen ist in Österreich bisher einzigartig. Aufgenommen werden Frauen ab 18 Jahren. Sie finden hier bis zu zwei Jahre ein vorübergehendes Zuhause. Und auch Haustiere sind erlaubt.

Unsichtbar

Wohnungslose Frauen sind oft nicht sichtbar, weil sie - solange es geht - ihre Not verstecken, Unterschlupf bei Bekannten suchen oder Zweck- und Zwangsbeziehungen eingehen, um nicht auf der Straße zu landen. Viele Bewohnerinnen der Springergasse haben mit ökonomischen Problemen, andere mit psychischen und/oder mit Suchterkrankungen zu kämpfen. Sie kommen vielfach aus armutsbetroffenen Familien oder mussten Gewalt, Aggression und Missbrauch erleben.

Waschen, essen, lesen, da sein

Seit der Eröffnung haben 137 Frauen im FrauenWohnZentrum gewohnt. Ein Einzelzimmer kostet zwischen 231 und 276 Euro monatlich, inklusive aller Nebenkosten. Von dort wechseln die meisten in sozialbetreute Wohnhäuser oder Gemeindewohnungen. Rund 1.900 Nächtigungen verzeichnete das Nachtnotquartier. Das Tageszentrum, das auch Frauen nutzen können, die nicht im Haus wohnen, nutzen im Durchschnitt 34 Frauen pro Tag, viele davon mehrmals pro Woche. Hier können sie Wäsche waschen, essen, lesen, sich duschen, sich ausruhen, Kontakte knüpfen - einfach da sein. "Auffallend ist, dass die Frauen, die zu uns kommen, immer jünger werden", sagt Elly Loibl. Während vor vier Jahren 50 Prozent der Frauen jünger als 43 Jahre waren, seien heute die Hälfte der Frauen bereits jünger als 37 Jahre.

Das Team um Elly Loibl besteht aus 11 Betreuerinnen und Sozialarbeiterinnen, einer Hausarbeiterin, einer Putzfrau und einer Büro-Assistentin. "Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Bürokratie im Alltag überhand nimmt", seufzt die WohnZentrums-Leiterin. "Aber wenn ich dann die einzelnen Frauen und ihre Entwicklung über längere Zeit beobachte und sehe, dass es gut geht, ist das für mich die Belohnung für die ganze Kraft - dann weiß ich, dass unsere Hilfe ankommt!" (isa/dieStandard.at, 14.4.2011)