Bild nicht mehr verfügbar.

Die alte und die neue VP-Justizministerin: Bandion-Ortner und Karl.

Foto: APA/Jäger

Wien - Die Änderungen im Familienrecht und damit die Neuregelung der Obsorge liegen derzeit auf Eis. Aber schon am Dienstag wird die neue ÖVP-Regierungsmannschaft präsentiert werden: Die Nachfolgerin für Claudia Bandion-Ortner im Justizministerium und damit die Verhandlungspartnerin in Sachen Obsorge soll demnach die jetzige Wissenschaftsministerin Beatrix Karl werden. Ihr folgt Karlheinz Töchterle von der Uni Innsbruck nach.

Die Ablöse von Justizministerin Claudia Bandion-Ortner war dieser dem Vernehmen nach bereits vergangene Woche mitgeteilt worden. Inhaltlich seien die ersten Gespräche zwischen der Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Bandion-Ortner "gut" verlaufen, der Knackpunkt aus Sicht der Frauenministerin war nach wie vor aber die gemeinsame Obsorge, hieß es am Montag. Bandion-Orter sprach sich in der Vergangenheit dafür aus, diese nach der Scheidung aufrecht zu erhalten. Die Frauenministerin wehrte sich jedoch vehement gegen eine derartige "Automatik".

Arbeitsrechtlerin übernimmt Problemressort

Mit Karl darf sich nun eine studierte Arbeitsrechtlerin am Problemressort Justiz probieren. Baustellen hinterlässt ihr die gescheiterte Bandion-Ortner jede Menge. Sie selbst ist zumindest auch Juristin und hat sogar als eine der ersten Frauen in Österreich im Arbeitsrecht habilitiert. Karl wird eine liberale Haltung nachgesagt. Diese Haltung war auch der Grund dafür, dass der zurückgetretene Parteichef Josef Pröll der ÖAAB-lerin die Bildungsagenden eiskalt entzog und Bildungssprecher Werner Amon übertrug. Dabei hatte Karl mit ihrem Gegenüber von der SPÖ, Bildungsministerin Claudia Schmied, ein gutes Einvernehmen.

Uni-Karriere

Karl wurde am 10. Dezember 1967 in Graz geboren. Nach dem Besuch der Hauptschule in Bad Gleichenberg und des Oberstufenrealgymnasiums in Feldbach studierte sie an der Uni Graz Rechtswissenschaften, 1991 schloss sie das Diplomstudium ab, 1995 das Doktoratsstudium mit ausgezeichnetem Erfolg. Von 1991 bis 2001 arbeitete Karl als Uni-Assistentin am Institut für Arbeitsrecht und Sozialrecht der Uni Graz. Ein APART-Stipendium am Max Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht in München unterstützte sie bei der Vorbereitung ihrer Habilitation (2003) über die Auswirkungen des europäischen Wettbewerbsrechts auf Sachleistungssysteme wie die sozialversicherungsrechtliche Krankenbehandlung in Österreich. Ab 2001 arbeitete sie als Assistenzprofessorin und seit 2003 als außerordentliche Professorin für Arbeitsrecht, Sozialrecht und Europarecht an der Uni Graz.

Steile Polit-Karriere

Politisch hat Karl eine steile Karriere hinter sich: Als Quereinsteigerin aus einer in der ÖVP verankerten Familie kandidierte die Wunschkandidatin der damaligen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic bei der steirischen Landtagswahl 2005. Obwohl sie den Einzug in den Landtag nicht schaffte, war das ihr Einstieg in die große Politik. Seit Oktober 2006 saß Karl für die ÖVP im Nationalrat, schon ein paar Monate später holte sie der damalige Umweltminister und spätere ÖVP-Chef Pröll für die Impulsgruppe "Arbeit" in die ÖVP-interne Perspektivengruppe. Bei der Regierungsbildung 2008 galt Karl bereits als ministrabel, wurde aber erst 2010 in die Regierung berufen, nachdem Amtsvorgänger Johannes Hahn als EU-Kommissar nach Brüssel wechselte. Zwischen 2009 und 2010 war sie ÖAAB-Generalsekretärin.

Als Hobbys gibt Karl Wandern und Lesen an. Karl ist unverheiratet und kinderlos. (APA/red)