Swetlanas Karriere ist klassisch: Vor acht Jahren kam die heute 31-jährige Ukrainerin als Aupair, zunächst für ein Jahr nach Deutschland. Zu Hause war sie mit der Schule längst fertig, arbeitete seit drei Jahren auf einem Markt und verdiente dabei kaum Geld. Der Einstieg in den glorreichen Westen war trotzdem hart. Sie lebte in einem kleinen Dorf am Land, konnte kaum ein Wort Deutsch, und anstatt sich um den zehnjährigen Sohn der Familie zu kümmern, wurde Swetlana rund um die Uhr mit Hausarbeit eingedeckt. Wieder zurück in der Ukraine, war es auch nicht viel besser: Kein Job, kein Geld und keine Ausbildung, die ihre Eltern finanzieren konnten. Sie wollte wieder ins Ausland, dieses Mal in eine Stadt - und landete in Wien.

Die Familie, bei der Swetlana in Österreich wieder ein Jahr lang Aupair war, also auch dort gewohnt hat, ist bis heute "ihre Familie in Österreich", sagt sie, für das Kind, das mittlerweile ein Teenager ist, ist sie wie eine große Schwester. Dort findet sie Unterstützung, wenn es Probleme gibt. Und die gab es immer wieder. "Solange ich studiere, ist alles gut!", sagt sie und meint damit: kann sie hierbleiben.

Jährlicher Besuch in der Heimat

Obwohl sie schon lange Jahre weg von zu Hause lebt, ist ihre Mama stolz, weil die Tochter in Wien studiert. Rund zwölf Stunden fährt man von Wien nach Czernowitz. Einmal im Jahr steigt Swetlana am Abend in den Bus (der kostet hin und retour rund 150 Euro) und fährt für einen Monat zurück in die Ukraine, um ihre Schwester und die Eltern zu besuchen. Ihre Mutter war auch schon in Wien, hat sich das neue Leben der Tochter angeschaut. Mittlerweile lebt Swetlana mit Freundinnen in einer Wohngemeinschaft und hat verschiedene Kinderbetreuungs-Jobs. Hier in Wien fühlt sie sich heute "voll integriert", sagt die junge Frau. Hier hat sie ihre Freunde, "schon viele mit Migrationshintergrund", ihr Studium und ihre Arbeit.

Ihre Hoffnung ist die neue Rot-Weiß-Rot-Card (für MigrantInnen in Mangelberufen), die ihren Aufenthaltsstatus verlängern könnte. Österreich brauche doch dringend Fachleute in der Kinderbetreuung, weiß Swetlana: "Ich will doch keine Millionen verdienen, einfach nur hier in Sicherheit leben!" (Mia Eidlhuber, DER STANDARD, Printausgabe, 30.4./1.5.2011)