Wien - Die Armutskonferenz hat auf die überdurchschnittliche Armutsgefährdung von Frauen mit Kindern hingewiesen. "Muttersein wird für viele Frauen schnell zum Armutsrisiko", kritisierte Michaela Moser von der AG Frauen und Armut bei einer Pressekonferenz am Freitag. Die Plattform, die zahlreiche Frauenberatungsstellen vernetzt, will deshalb zum einen mittels einer Broschüre "Mythen und Märchen" zum Thema Mütterarmut entkräften und fordert zum anderen einmal mehr Maßnahmen wie den Ausbau qualifizierter Kinderbetreuungsplätze und Investitionen in Bildung.

Kinderarmut sei in den vergangenen Jahren verstärkt in den sozialpolitischen Fokus geraten, doch "arme Kinder fallen nicht vom Himmel", warnte Moser. Von sozialer Vererbung will die Arbeitsgemeinschaft, für die am Freitag unter anderem die Caritas, die Plattform für Alleinerziehende oder die Wiener Kinderfreunde das Wort ergriffen, aber auch nicht sprechen, denn Mütterarmut wurzle oft in fehlenden Rahmenbedingungen, einer unzureichenden Bildungsbiografie und auch mangelndem Zugang zu Informationen.

Latente und manifeste Armut

Viele Zahlen und Fakten gelten als bekannt: 434.000 Frauen in Österreich leben unter der Einkommensarmutsgrenze, 196.000 Frauen leben in manifester Armut. Besonders armutsgefährdet sind Alleinerzieherinnen und Migrantinnen; beide Gruppen seien auch oft besonders schlecht abgesichert. Das Phänomen der "working poor" betreffe Frauen massiv. Außerdem schmälern Teilzeit-Jobs, die sie wegen ihrer Kinderbetreuungspflichten oft annehmen müssen, letztendlich die Pension.

Manche Zahlen kennt man aber gar nicht, gab die Ökonomin Margareta Kreimer von der Uni Graz zu bedenken, orientiere sich doch die Sozialstatistik zumeist am Haushaltseinkommen und gebe daher wenig Aufschluss über die Situation der Frauen. Die tatsächlichen Zahlen seien daher wohl "wesentlich höher als dokumentiert", meinte sei. Kreimer lenkte das Augenmerk zudem auf den immer noch bestehenden "Gender Gap", also Geschlechterunterschied, bei der Arbeits(zeit)teilung innerhalb der Familie, die Frauen nachhaltig auch im Erwerbsleben und damit letztendlich ökonomisch benachteilige. Die Ursachen dafür seien aber nicht nur strukturell, sondern auch "in Einstellungen und Normen" zu suchen, räumte sie ein.

Konkrete Forderungen nach Strukturverbesserungen für Familien und Mütter wurden dennoch bekräftigt: etwa jene nach einem Ausbau von flexiblen Kinderbetreuungseinrichtungen und einer umfassenden Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Beruf nach der Karenz. Zudem wurden eine Grundsicherung für Kinder sowie flexible ArbeitgeberInnen gefordert. (APA)