In der Radiologie des AKH Wien gewährt die Gehirnforscherin Veronika Schöpf (gelbe Weste) den Schülerinnen Diana und Mira Einblick in ihren Arbeitsalltag.

Foto: Schaupper

Bei "fti...remixed" sollen sich Jugendliche etwas Konkretes unter Forschung vorstellen können, nicht bloß alte Professoren in weißen Kitteln.

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Fasziniert schauen sich die beiden Mädchen die einzelnen Bilder der durch ein Magnetfeld angeregten Schichten des Körpers an.

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Wien - Im Wiener AKH tummeln sich an diesem sonnigen Montagmorgen etliche Leute. Ärzte holen sich in ihren weißen Kitteln ein schnelles Frühstück im kleinen Supermarkt, Patienten eilen zu ihren Terminen. Ein Mitarbeiter einer Gartenbaufirma wartet im Dienstauto gelangweilt auf seine Kollegen.
Auch Diana Liebl (16) und Mira Schaupper (17) haben sich auf den Weg ins Krankenhaus gemacht. Nicht aber, weil ihnen etwas fehlt, sondern vielmehr, weil sie eine besondere Verabredung haben. In der Klinischen Abteilung für Allgemeine Radiologie und Kinderradiologie treffen sie, nachdem sie weiße Besuchermäntel bekommen haben, auf die junge Gehirnforscherin Veronika Schöpf.

Hinter die Kulissen blicken

Für Mira ist das nicht das erste Mal, dass sie bei einer Forscherin ein bisschen hinter die Kulissen blicken darf. So war sie bereits bei einem Vortrag über Astronomie und Raumfahrt auf der Universitätssternwarte in Wien. Sie ist eine von drei Jugendlichen, die am vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie ins Leben gerufenen Projekt "fti...remixed" aktiv teilhaben darf.

Bei diesem Projekt werden regelmäßige Treffen mit ForscherInnen organisiert, um Jugendlichen die Wissenschaft und Forschung näherzubringen. Anschließend schreiben die engagierten TeilnehmerInnen Berichte über die Erfahrungen, die sie gemacht haben. Auf "fti...remixed" ist Mira in ihrer Schule aufmerksam geworden. Mittlerweile ist sie schon das zweite Jahr dabei. Diana hingegen hat bei der BeSt ein Quiz von "fti...remixed" gemacht, bei dem herauskam, dass ein Beruf im Bereich der Gehirnforschung gut zu ihr passen würde. Eines der wesentlichen Ziele des Projektes ist, dass junge Menschen mehr über Forschung, Technologie und Innovation erfahren. Außerdem sollen die Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, Kontakte zu Forschern und damit zu bestimmten Forschungsfeldern zu knüpfen. Sie sollen sich etwas Konkretes unter Forschung vorstellen können, nicht bloß alte Professoren in weißen Kitteln.

So ist auch Veronika Schöpf alles andere als männlich, alt und weißhaarig, und sie vermischt auch keine grünen Mixturen in einem dunklen Labor miteinander. In schwarzen Leggings, einem schwarzen Kleid und einer fröhlichen gelben Weste sitzt die 29-Jährige, ihre rotbraunen Locken lässig hochgesteckt, in einem kleinen Büro im Mitarbeitertrakt der Radiologie und erklärt Mira und Diana mehr über ihre Forschungsarbeit rund um das Gehirn, neue Erkenntnisse, wie man klinische Studien durchführt oder mit Probanden umgehen muss. Außerdem erzählt sie, auf welch schrägem Weg sie zur Gehirnforschung gekommen ist.

Die gebürtige Tirolerin studierte ursprünglich Technische Mathematik an der Uni Innsbruck. Über den Professor, bei dem sie ihre Diplomarbeit schrieb, gelangte sie zu einem Projekt des Instituts für Gerichtsmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck, bei welchem sie nach systematischen Fehlern in DNA-Datenbänken suchte. An dieser Arbeit fand Schöpf besonders spannend, "dass man Probleme, die im täglichen Alltag auftreten, analytisch erfassen und anhand von mathematischen Algorithmen lösen kann". Nach ihrer Diplomarbeit ging sie nach München, wo sie in Humanbiologie promovierte und in einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe über den Geruchssinn tätig war.

Auch heute noch erforscht Schöpf gerne das olfaktorische System des Menschen. "Das ist auch ein bisschen mein Hobby", meint sie schmunzelnd. Vor drei Jahren kam sie schließlich nach Wien an die Universitätsklinik für Radiodiagnostik in der Abteilung für Neuroradiologie.

Im Gespräch mit Mira und Diana unterstützt Schöpf ihre Erklärungen mit einer Powerpoint-Präsentation, um die Dinge anschaulicher zu machen. Doch auch mit Kugelschreiber und Notizblock macht sie, wenn nötig, kleine Skizzen. So zeichnet sie etwa auf, wie die funktionelle Bildgebung bei einer Magnetresonanztherapie für Forschungszwecke funktioniert. Damit sich Mira und Diana noch besser vorstellen können, wie ein dafür benötigter MR-Scanner aussieht, dürfen sie von außen einen Blick auf einen solchen werfen. Außerdem bekommen sie Ergebnisse von Untersuchungen am Computer gezeigt. Fasziniert schauen sich die beiden Mädchen die einzelnen Bilder der durch ein Magnetfeld angeregten Schichten des Körpers an.

Nach dem Rückweg durch die verwirrenden, künstlich beleuchteten, stechend knallorangen Gänge des AKH zeigt Schöpf ihren beiden Besucherinnen noch, wie Geruchstests funktionieren. Diese führt die junge Forscherin hauptsächlich für Studien durch, selten aber auch, wenn ein Patient beispielsweise glaubt, seinen Geruchssinn verloren zu haben.

Abwechselnd hält sie den Mädchen Stifte, die wie Lackmarker aussehen und mit bestimmten Düften versehen sind, unter die Nase und lässt sie erraten, um welchen Geruch es sich handelt. "Iiiih, Knoblauch!", sagt Diana. Auch Mira hat es nicht besser erwischt. Minuten später riecht es an der Stelle, an der sie stand, immer noch nach Fisch. (Livia Kromp/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.6.2011)