Zagreb - Nach den Ausschreitungen bei einer Homosexuellen-Parade in Split wird die Pride Parade in der kroatischen Hauptstadt Zagreb am Samstag mit besonderer Spannung erwartet. Die Zwischenfälle in Split schlugen politische Wellen bis nach Brüssel, weswegen den kroatischen Behörden nun ganz besonders an einem friedlichen Verlauf der Veranstaltung in Zagreb gelegen ist. Die liberale Kroatische Volkspartei (HNS) forderte die BürgerInnen auf, am Samstag in Zagreb auf die Straßen zu gehen, um für Gleichberechtigung und gegen Homophobie zu demonstrieren.

"Die HNS hat Zagreb Pride von Anfang an unterstützt, und wir glauben, dass Kroatien eines Tages eine gerechte Gesellschaft gleichberechtigter Bürger werden kann, in der alle die Freiheit über die Wahl ihres Lebensstils haben werden", sagte HNS-Fraktionschefin Vesna Pusic in einer Pressekonferenz am Donnerstag. "Das, was in Split passiert ist, verlangt nach einer starken Antwort in der Verteidigung der Menschenrechte, vor allem der Rechte von Minderheiten", meinte Parteichef Radimir Cacic. Er kritisierte, dass in Split eine Reihe von Verfassungsrechten verletzt worden sei.

Präsident Ivo Josipovic traf sich am Donnerstag mit der niederländischen Botschafterin in Kroatien, Stella Ronner-Grubacic. Die Diplomatin will aufgrund der Ausschreitungen in Split in ihrer Heimat auf ein Monitoring des EU-Beitrittskandidaten bestehen will.

H. Swoboda: "Ereignisse isoliert betrachten"

Dafür erntete sie von Kroatien-Berichterstatter im EU-Parlament, Hannes Swoboda, Kritik. Dieser sagte, dass man die Ereignisse in Split isoliert betrachten müsse, sie in jedem EU-Land vorkommen könnten und sie nicht als Vorwand gegen Kroatien nehmen solle. Die Aussage Swobodas: "Ich bin nicht glücklich über den Vorfall, aber solche Ausschreitungen gibt es in allen EU-Mitgliedsländern. Es ist nicht fair, dass Vertreter in Ländern, in denen eine negative Stimmung gegen die EU gemacht wird, den Beitritt Kroatiens kritisieren und verhindern." Ronner-Grubacic war mit Swoboda nicht einer Meinung: "Jenen, die glauben, es war ein isoliertes Ereignis, empfehle ich, sich die Reaktionen nach den Geschehnissen in Split aufmerksam anzusehen."

Auch die Katholische Kirche in Kroatien verurteilte die Gewalt in Split: Niemand habe das Recht, Gewalt mit der Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche oder dem christlichen Glauben zu rechtfertigen, sagte ein Sprecher der Bischofskonferenz. "Jede Form von Gewalt ist das Gegenteil der christlichen Grundhaltung, jedes menschliche Wesen zu respektieren", so der Sprecher.

U. Lunacek wirft Swoboda Verharmlosung vor

Die außenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Europaparlament, Ulrike Lunacek, hat Aussagen des Kroatien-Berichterstatters Hannes Swoboda zu den Ausschreitungen gegen die Homosexuellen-Parade als "verharmlosend" kritisiert. Gemeinsam mit ihrer niederländische Grün-Kollegin Marije Cornelissen solidarisierte sich Lunacek am Donnerstag in einer Erklärung mit der niederländischen Botschafterin in Kroatien, Stella Ronner-Grubacic, die Ziel von Swobodas Kritik war.

Lunacek, die Vorsitzende der Intergroup für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LGBT) im Europäischen Parlament ist, kritisierte, Swobodas Aussage entbehre jeder Grundlage. "Im Gegenteil, solche Hass-Szenen sind fast überall in der EU undenkbar. Regenbogenparaden sind weitum in Europa bunt schillernde Feste und keine Angriffsziele für wild gewordene Menschenhasser." Die Kritik an der niederländischen Botschafterin richte sich an die falsche Adresse. "Ich hätte mir vom Kroatien-Berichterstatter vielmehr erwartet, dass er diese Angriffe auf das schärfste verurteilt und klarstellt, dass es in der EU keinen Platz für Homophobie gibt." Es sei nötig, dass noch vor Ende der Verhandlungen mit Kroatien eine Einigung zwischen Regierung, Zivilgesellschaftsplattform und Parlament über einen genauen Monitoring-Prozess bis zu dem in Aussicht gestellten Beitrittsdatum gebe.

Jähes Ende der Parade

Die Pride Split mit 200 bis 300 Teilnehmern endete am Samstag jäh nach gewalttätigen Ausschreitungen. 10.000 Menschen hatten gegen die Veranstaltung demonstriert. Die Polizei verhaftete am gestrigen Mittwoch 13 Männer, die für Unruhen gesorgt hatten, ihnen droht eine Anzeige wegen Verhetzung. Die Polizei sichtet noch immer Video- und Fotomaterial von der Parade. 137 Personen wurden nach den Ausschreitungen festgenommen. Kroatische PolitikerInnen und Medien hatten die Gewalt während der Parade aufs schärfste verurteilt und sie als Schande für das Land bezeichnet. (APA)