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Autofahren für die Freiheit. Saudi-Arabische Frauen widersetzen sich heute kollektiv dem Fahrverbot.

Foto: APA/Waseem Obeida

Die Grünen-Frauen vor der saudi-arabischen Botschaft in Wien.

Foto: Die Grünen

Immer mehr saudiarabische Frauen widersetzten sich dem Auto-Fahrverbot in ihrem Land. Schon vor Sonnenaufgang soll die erste Frau heute durch die Hauptstadt Riad gefahren sein. Im Internet heißt es, dass sich bereits mehrere Frauen hinter das Steuer gesetzt haben und durch die Stadt fuhren. AktivistInnen hatten via Internet aufgerufen, trotz des Fahrverbots am Freitag mit dem Auto zu fahren. Hintergrund der Aktion ist ein Protest gegen eine Haftstrafe für eine Saudiaraberin, die mit dem Auto fuhr und danach ein Video dazu in das Internet gestellt hatte - dieStandard.at berichtete.  Für Freitag den 17. Juni riefen AktivistInnen die Frauen des Landes zu einem landesweiten Bruch des Fahrverbots auf. Die Kampagne solle so lange fortgesetzt werden, bis ein königlicher Erlass den Frauen das Autofahren gestattet.

Die Aktivistinnen haben dazu im Internet einen Leitfaden bereitgestellt. Hierbei wird erklärt, wie sich die Frauen bei der Protest-Autofahrt verhalten sollen. Dabei wird etwa auf die "islamisch angemessene" Kleider(ver)ordnung verwiesen und darauf, dass sich die Frauen innerhalb der Stadtgrenze aufhalten sollen. "Um deinen Patriotismus zu zeigen, lasst eine saudische Fahne wehen und platziert ein Bild des Königs" ist auf dem Flugblatt ebenso zu lesen. Sie verweisen darauf, dass zum Schutz ein männlicher Begleiter gut sei. Nicht zu vergessen: "Wenn es geht, filmt das Ganze und ladet es auf Youtube hoch". Unterdessen tauchen im Internet erste Fotos unter dem Motto "Ich hab's getan" auf - auch das erste Video von einer Auto fahrenden Frau ist auf Youtube zu sehen.

Die Austria Presse Agentur berichtete, dass sich die Frauen bisher in mehreren Städten hinter das Steuer gesetzt haben. AugenzeugInnen berichteten, dass in der östlichen Stadt Dammam mehrere Frauen in Begleitung von Verwandten die Uferstraße entlangfahren sind. Auch in der Hauptstadt Riad und auf der Schnellstraße zwischen Jeddah und Riad waren nach Angaben von Aktivistinnen mehrere Autofahrerinnen unterwegs. Weder von den Islampolizisten der Behörde noch von der Polizei seien sie aufgehalten worden. "Ich bin mit meiner Frau heute zum Markt gefahren und sie saß am Steuer", sagte Tawfik al-Saif aus Dammam. Eine Frau aus Riad, die ihren Namen mit Maha angab, erklärte: "Ich bin ohne Probleme durch Riad gekurvt." Die Aktivistin Wajiha al-Howaidir sagte jedoch mit einer gewissen Enttäuschung: "Ich hätte gedacht, dass mehr Frauen dem Aufruf folgen würden," wird sie von der APA zitiert. 

"Wir haben gegen kein Gesetz verstoßen"

Das Fahrverbot für saudiarabische Frauen geht nicht auf ein Gesetz, sondern vielmehr auf Anweisungen von Geistlichen zurück. Erst am 10. Juni ging die Polizei erneut gegen mehrere Frauen vor, die sich mit dem Auto fortbewegten. Nach Angaben einer Frau war sie mit ihren Begleiterinnen jedoch nicht auf öffentlichen Straßen, sondern auf einem abgelegenen Gelände unterwegs. "Wir haben gegen kein Gesetz verstoßen, weil wir nicht auf den Straßen gefahren sind", sagte sie. Die Fahrerinnen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren wurden ihren Angaben zufolge zu einer Polizeistation gebracht und dort festgehalten, bis sie von den für sie verantwortlichen Männern abgeholt wurden. Da es sich um kein gesetzliches Verbot handelt, riefen die Frauen für heute nicht zum Massenprotest auf.

Solidaritätsbekundung

In mehreren Städten Europas gab es am Freitag dazu Solidaritätskundgebungen. Auch die Grünen in Wien bekundeten ihre Solidarität mit den saudi-arabischen Frauen. Bei einer Kundgebung vor der saudi-arabischen Botschaft in Wien nahmen Judith Schwentner, Alev Korun, Daniela Musiol und Birgit Schatz teil, so die Grünen in einer Aussendung. Judith Schwentner fuhr Freitagmorgen - entgegen der grünen Ideologie - mit dem Auto bei der Saudi-Arabischen Botschaft vor und übergab dem Botschafter einen offenen Brief. Darin forderte sie die Regierung im Königreich auf, die Rechte von Frauen und Mädchen zu stärken. (eks, dieStandard.at 17. Juni 2011)