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Ball-Jongleuse Alexandra Popp hat sich bisher nicht nackt in den Medien präsentiert. Bei "Bild" heißt sie dennoch "unser blonder Tor-Engel".

Foto: AP/Axel Heimken

Die deutsche Nationalmannschaft im Frauenfußball vermarktet sich feminin-erotisch. Das zeigte sich im Vorfeld bereits durch diverse Fotoshootings in Abendkleidern und Werbeaufnahmen für Parfümerien und gipfelt jetzt, kurz vor dem tatsächlichen Anpfiff der WM, mit einem Erotik-Shooting im deutschen Playboy.

War das wirklich nötig? Wenn man die fünf Spielerinnen fragt, die sich dazu entschlossen haben, dann lautet die Antwort ja. Sie wollten mit der Aktion gegen das "falsche Bild der unattraktiven Fußballerin kämpfen", wird Spielerin Kristina Gessat im Playboy zitiert. „Wir wollen dieses Mannweiber-Klischee widerlegen. Die Botschaft ist: Seht her, wir sind ganz normale - und hübsche - Mädels", erklärt die 20-Jährige.

Sex sells

Dass "Sex sells" nicht zuletzt in der Sportwelt gilt, ist eine Binsenweisheit. Mit erotischem Glanz steigt auch die Vermarktbarkeit der Spielerinnen. Dieses Phänomen hat sich zuletzt erst bei den Beachvolleyball-Spielerinnen gezeigt, die, seit sie von den Verbänden zu knappen Höschen und Bikini verpflichtet werden, mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen und dadurch auch selbst mehr verdienen.

Dennoch: Im Jahr 2011 noch über das Klischee "Mann-Weiber" im Frauenfußball sprechen zu müssen, ist schon wirklich traurig. Was die einen als Errungenschaft feiern ("Es spielen immer mehr süße, hübsche Mädels Fußball, die auch shoppen gehen und Wert auf ihr Äußeres legen", Spielerinnen-O-Ton im "Playboy") ist für die anderen eine Niederlage. Denn der Frauenfußball konnte bisher als Oase für jene Frauen gelten, die sich eben nicht über Schminktipps und "Body Mass Index" identifizierten. 

Vertane Chance

Die Frauenfußball-WM hätte das Potential gehabt, jenseits dieser herkömmlichen standardisierten und sexualisierten Darstellungen Sportlerinnen als Stars zu feiern und damit auch jenen Frauen Mut zu machen, die den herkömmlichen Schönheitsanforderungen nicht entsprechen wollen bzw. können. Das gleiche gilt für die sexuelle Orientierung. Nun erweist sich die massenmediale Aufmerksamkeit für Frauenfußball als Boomerang für die bisherige Subkultur. Der Preis dafür ist auch bei Fußballerinnen auf Weltmeisterinnen-Niveau der heterosexuell-gefällige Körper.  "Seht her" Männer, alles im harmlosen (d.h. passiv-sexualisierten) Bereich. Aber warum sollen wir Feministinnen die Frauenfußball-WM dann bitteschön noch abfeiern? (freu, dieStandard.at, 21.6.2011)