Neu Delhi - Der indische Gesundheitsminister hat Homosexualität in einer öffentlichen Ansprache als eine "Krankheit" bezeichnet und damit heftige Proteste ausgelöst. Wie mehrere indische Tageszeitungen am Dienstag berichteten, äußerte sich Minister Ghulam Nabi Azad am Vorabend vor Delegierten einer HIV/Aids-Konferenz in Neu Delhi, an der auch Premier Manmohan Singh teilnahm. Homosexualität sei "unnatürlich" und eine "Krankheit". Sie sei aus anderen Ländern nach Indien gekommen und breite sich nun unkontrolliert aus, sagte Azad. Dass Männer Sex mit Männern haben, sollte nicht passieren.

Rücktritt gefordert

Die Äußerungen lösten einen Sturm der Entrüstung aus. Indische Lesben- und Schwulenorganisationen forderten den Minister zum Rücktritt auf. "Es ist schockierend, dass solche Kommentare ausgerechnet vom Gesundheitsminister kommen", sagte der Aktivist Mohnish Malhotra der Nachrichtenagentur IANS. In mehreren Städten versammelten sich Menschen zu Demonstrationen.

UNAIDS-Rüge

Auch das Aidsprogramm der Vereinten Nationen (UNAIDS) verurteilte die Bemerkungen des indischen Ministers scharf. "Die sexuelle Orientierung darf kein Grund für Diskriminierung sein", sagte UNAIDS-Chef Michel Sidibi laut einer Erklärung. Zudem werde Homosexualität weder von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch von UNAIDS und anderen UN-Organisationen als Krankheit eingestuft.

Seit zwei Jahren nicht mehr verboten

Das Oberste Gericht Indiens hatte erst vor zwei Jahren ein 150 Jahre geltendes Verbot der Homosexualität aufgehoben und den entsprechenden Paragrafen aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. Der Paragraf 377, dem zufolge Homosexualität mit Gefängnis von zehn Jahren geahndet werden konnte, verstoße gegen den Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz, hieß es in der Begründung des Gerichts. (APA/Ag.)