Carola Dertnig, Zu spät, Morzinplatz, 2011

Foto: Standard/Stephan Wyckoff

Wien - Spät, wenn nicht "Zu spät": Am Wiener Morzinplatz, gegenüber dem einstigen Hauptsitz der Gestapo in der NS-Zeit, wächst seit Mittwoch ein mahnender Schriftzug. Harte, karge Gewächse formen die Buchstaben "ZU SPÄT". Künstlerin Carola Dertnig und Landschaftsgestalterin Julia Rode haben die florale Anklage, unterstützt von "Kunst im öffentlichen Raum" (KÖR), formuliert.

Mittlerweile ist der Platz gegenüber dem mittlerweile verschwundenen Hotel Metropol dem Gedenken an die Verfolgung der sexuellen Minderheiten im Dritten Reich gewidmet. Dass diesen Opfergruppen allerdings "zu spät" gedacht wurde, stellt die Motivation für die Künstlerinnen dar, ihre temporäre Installation zu setzen, die bis Oktober 2012 am Platz wachsen soll.

Als Orientierungshilfe haben die beiden einen hölzernen Steg vor ihren Schriftzug gebaut, der auf einen halben Meter ansteigt. Einerseits wird so der Blick auf die mahnende Erinnerung ermöglicht, andererseits lädt dieser die BetrachterInnen ein, die künstlerische Intervention nicht nur im Vorbeigehen wahrzunehmen. (APA)