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Nur wenn gezielt Frauen gestärkt werden, kann das rasante Bevölkerungswachstum gedrosselt werden.

Foto: APA/AP/Rajanish Kakade

Wien - "Mit heutigem Tag leben etwa 6.974.000.000 Menschen auf unserer Erde, das ist ein neuer Höchststand. Diese Zahlen sind dramatisch und ein Ende des Wachstums ist noch lange nicht in Sicht: Jede Sekunde kommen fast drei Menschen hinzu - das sind etwa 80 Millionen Menschen - im Jahr. Bis zum Jahr 2050 werden voraussichtlich 9,1 Milliarden Menschen auf der Erde leben." Das stellt die SP-Bereichssprecherin für globale Entwicklung Petra Bayr anlässlich des diesjährigen Weltbevölkerungstages am 11. Juli fest.

Dass das Bevölkerungswachstum der Zukunft fast ausschließlich in den Entwicklungsländern stattfindet, betont Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung. Dort wird die Bevölkerung in den kommenden vier Jahrzehnten von heute 5,7 Milliarden auf voraussichtlich fast acht Milliarden Menschen wachsen - 2,3 Milliarden Menschen mehr, die versorgt werden wollen. In den Industrieländern hingegen bleibt die Bevölkerungszahl relativ stabil. Hier kommen bis 2050 lediglich rund 70 Millionen Menschen hinzu. In Österreich wird die Einwohnerzahl bis dahin um voraussichtlich circa eine Million auf 9.45 Millionen Menschen steigen.

75 Millionen ungewollte Schwangerschaften pro Jahr

"Ein erheblicher Teil des Bevölkerungswachstums in Entwicklungsländern geht auf ungewollte Schwangerschaften zurück", so Bähr. "Allein in Entwicklungsländern werden jedes Jahr 75 Millionen Frauen ungewollt schwanger, vor allem weil sie nicht verhüten können. Familienplanung spielt daher eine Schlüsselrolle, um das rasante Bevölkerungswachstum zu verlangsamen und so die Armutsbekämpfung ein gutes Stück voranzubringen. Gerade in diesem Jahr, in dem der siebenmilliardste Mensch geboren wird, sollte den Geberländern, aber auch den Entwicklungsländern klar werden, dass sie dringend handeln müssen."

20 Millionen Abtreibungen

Das sieht auch Bayr so: "Nur wenn gezielt Frauen gestärkt werden - dazu gehört neben der Frauenförderung besonders der Zugang zu Familienplanung und Verhütungsmitteln, zu Aufklärung und Bildung - kann das rasante Bevölkerungswachstum gedrosselt werden." Über 20 Millionen Abtreibungen jährlich seien ein deutlicher Hinweis darauf, dass es an notwendiger Aufklärung und an Verhütungsmitteln fehlt: "Frauen übernehmen Verantwortung für sich und ihre Familie, sie tragen die Hauptverantwortung für die Lebensmittelproduktion und für die Wasserversorgung. Mit ihren Problemen in der Familienplanung werden sie oft alleine gelassen. Umso bedauerlicher ist es, dass in der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit Fragen von sexueller und reproduktiver Gesundheit nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen", hält die entwicklungspolitische Sprecherin fest.

Über eine Milliarde Menschen hungert

Die Verlangsamung des Bevölkerungswachstums sei heute wichtiger denn je: das Bevölkerungswachstum gefährde besonders das Weltklima. "Noch heuer werden sich mehr als sieben Milliarden Menschen diesen einen Planeten teilen müssen und damit auch seine Ressourcen, sein Wasser und seine Anbauflächen für Nahrung", machte Bayr auf die globale Verknappung von Lebensgrundlagen aufmerksam und führt weiter aus: "Nach wie vor hungern über eine Milliarde Menschen und durch die Wirtschafts- und Finanzkrise ist zu befürchten, dass es nicht weniger, sondern noch mehr werden. Die Erhöhung der Nahrungsmittelpreise etwa durch Spekulationen, aber auch die zunehmende Konkurrenz von Nahrungsmittel- und Agrotreibstoffproduktion lassen befürchten, dass die Konflikte dieser Welt zukünftig um Nahrung und Wasser geführt werden." 

Stärkung des fairen Welthandels

Notwendig sei nach Ansicht der Abgeordneten eine andere Agrarpolitik der Industrieländer und ein fairer Welthandel, damit die Produkte der Entwicklungsländer auch reale Absatzchancen haben. Ein Schlüssel zur Bekämpfung des Hungers sei die Entwicklung der ländlichen Gebiete zur Erhöhung der Versorgung im eigenen Land. "Hier muss mehr investiert werden. Nur vier Prozent der weltweiten Entwicklungsausgaben fließen in den Agrarsektor. Und es ist auch keine Frage, dass die Erreichung aller Millenniumsziele nur dann gelingt, wenn die Industriestaaten ihre Zusagen einhalten." Bayr wies in diesem Zusammenhang auch auf die internationalen Zusagen Österreichs hin, die bis 2015 nicht eingehalten werden und fordert eine Nachbesserung des Budgetrahmens und einen klaren Pfad, wie die Ziele wenigstens bis 2018 erreicht werden können. (red)