Klagenfurt - Kärnten ist das einzige Bundesland mit schrumpfender EinwohnerInnenzahl, dies geht aus dem ersten Kärntner Frauenbericht hervor, der am Mittwoch in Klagenfurt präsentiert wurde. Der von Frauenreferentin Beate Prettner bei IHS Kärnten in Auftrag gegebene Bericht beleuchtet die Situation der Kärntnerinnen in Bezug auf ihre Einkommenssituation, die Beschäftigungsart und die Lebensumstände. Die Ergebnisse der Studie sollen nun in den regionalen Aktionsplan zur Verbesserung der Chancengleichheit in Kärnten fließen.

Jobsuche lässt Kärntnerinnen abwandern

Aus dem Bericht geht hervor, dass vor allem junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren und hier vermehrt junge Frauen Kärnten auf der Suche nach einem Arbeitsplatz oder einem geeigneten Ausbildungsplatz verlassen. Von der Binnenabwanderung betroffen sind vor allem die peripher gelegenen Gebiete, während der Kärntner Zentralraum leichte Gewinne aufweist. Durch den fehlenden Zuzug aus dem Ausland ist Kärnten auch stärker als Österreich von der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung betroffen.

So ist es auch zu erklären, dass Kärnten als einziges Bundesland eine schrumpfende EinwohnerInnenzahl aufweist. Bei der Anzahl der Geburten je 1.000 EinwohnerInnen liegt Kärnten vor dem Burgenland auf dem vorletzten Platz. Trotz verschiedener familienpolitischen Maßnahmen, wie dem Kärntner Babygeld, dem Kärntner Familienzuschuss oder dem Kärntner Schulstartgeld, liegt die durchschnittliche Anzahl der Kinder je Kärntnerin unter dem Österreichschnitt.

Feminisierung des Alters

Mit der Überalterung der Gesellschaft geht auch die sogenannte Feminisierung des Alters einher. Heutzutage sind bereits fast drei Viertel aller über 85-jährigen in Kärnten weiblichen Geschlechts. Bei den über 60-jährigen sind fast drei Viertel der Singlehaushalte weiblich. Frauen sind vom Risiko der Altersarmut im Schnitt deutlich stärker betroffen als Männer. Gleichzeitig wird erwartet, dass 2050 der Anteil der Frauen im gebärfähigen Alter in Kärnten auf
unter 15 Priozent und der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung auf unter 50 Prozent sinken werden.

Gehaltsunterschiede

Die Erwerbstätigenquote der Kärntnerinnen liegt bei 63,2 Prozent (Männer 75,8 Prozent), wovon 41,1 teilzeitbeschäftigt sind (Jahresdurchschnitt 2010). Frauen waren in den Kärntner Bezirken zwar von einer geringeren Arbeitslosigkeit betroffen als Männer, allerdings betonen die Expertinnen: Sind Frauen erst einmal arbeitslos, sind sie auf Grund ihres in der Regel geringeren Erwerbseinkommens finanziell wesentlich stärker eingeschränkt als Männer. Vergleicht man das
Bruttomedianeinkommen der Geschlechter, verdienen Frauen in Kärnten in nahezu allen Branchen weniger als Männer.

Vergleicht man die durchschnittlichen Bruttobezüge nur ganzjährig vollzeitbeschäftigter ArbeitnehmerInnen, beträgt der Einkommensvorteil der Männer in Kärnten immer noch 31,2 % (2009).

Erschwert wird der Zugang zum Arbeitsmarkt durch fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen - bei der Betreuung der 3-jährigen liegt Kärnten mit einer Quote von 61,7 Prozent an letzter Stelle.

Armutsgefährdung besonders hoch

Der Frauenbericht legt außerdem dar, dass die Armutsgefährdung in Kärnten überdurchschnittlich hoch liegt. Nach EU-SILC 2009 sind 12 Prozent der österreichischen Bevölkerung betroffen, in Kärnten liegt die Quote mit 15,1 Prozent wesentlich höher.  Ein-Eltern-Haushalte sind in Österreich am Stärksten armutsgefährdet.

Prettner: "Langfristige Rahmenbedingungen gefragt"

Die zentralen Ergebnisse sollen nun in konkrete politische Schritte umgewandelt werden, betont die zuständige Frauenrätin. Prettner hierzu: "Der Frauenbericht zeigt mit seinen Ergebnissen: Trotz vieler Zuschüsse sind kurzfristige Maßnahmen wie Babygeld oder Schulstartgeld nicht die Lösung. Wir brauchen langfristige Rahmenbedingungen wie flexible Kinderbetreuungseinrichtungen und familienfreundliche Arbeitsplätze in Kärnten, um den Trend entgegen zu wirken." (red)