In der Hollywood-Schmonzette "Runaway Bride" (1999) traut sich der Freigeist Maggie Carpenter nicht zu heiraten. Gäbe es einen Partnerschaftsvertrag würden uns Filme wie dieser erspart bleiben.

Foto: Paramount Pictures

Viele konnten (bis vor kurzem) nicht heiraten - immer mehr wollen es auch gar nicht: Es gibt sie, die heterosexuellen Paare, die sich einer Einrichtung wie der heterosexuellen Ehe entziehen, trotz gemeinsamen Lebensmittelpunkts, trotz gemeinsamer Kinder und trotz gemeinsamer Zukunftspläne. 

Lebensgemeinschaften im Trend

Die Ehe als Fundament der Familie hat also ein Imageproblem und es sind längst nicht nur mehr die kritischen Randgruppen, die das Ehe-Institut aufgrund seines patriarchalen Erbes aus tiefster Überzeugung ablehnen. Die Zahl jener, die ohne Trauschein zusammen leben, steigt mit jedem Jahr an - 2010 lag sie laut Statistik Austria bereits bei 333.000, das sind etwa ein Sechstel aller Paare in Österreich.

Die Politik hat bisher kaum etwas getan, um dieser mittlerweile etablierten Lebensrealität gerecht zu werden. Doch seit gut einem Jahr tut sich etwas. Frauenministerin Heinisch-Hosek will auch im Sinne ihrer aufgeklärten Wählerinnen Österreich ein "modernes Familienrecht" verpassen und damit auch einen Partnerschaftsvertrag für Paare in Lebensgemeinschaft. Dieser soll drei Kernbereiche des verantwortungsvollen Zusammenlebens - wechselseitigen Beistand, Vermögensaufteilung und Unterhaltsfragen im Falle der Trennung - beinhalten und in einer neuen Rechtsform subsumieren. 

Ehe light

Die Vorteile gegenüber den bisherigen Partnerschaftsverträgen liegen auf der Hand: Sie wären praktischer in der Handhabung und vor allem gerichtlich besser durchsetzbar - eben eine Ehe light für all jene, die ihrer Lieben/ihrem Lieben nicht juristisch "fremd" bleiben wollen.

Für Frauen, die meist finanziell schwächer in eine Partnerschaft ein- bzw. aussteigen, würde ein solcher Vertrag zudem die Möglichkeit bieten, Unterhaltsfragen abzuklären. In einer Lebensgemeinschaft gehen die einkommensschwächeren Teile nach einer Trennung nämlich unterschiedslos leer aus, im Gegensatz zur herkömmlichen Ehe.

Blick nach Frankreich

Andere Länder zeigen vor, wie es gehen könnte. In Frankreich gibt es bereits ausreichend Erfahrung mit dem "Pacte civil de Solidarité" kurz PACS genannt. Die zivile Gemeinschaft wird heute in Frankreich hauptsächlich von heterosexuellen Paaren eingegangen, 2008 belief sich ihr Anteil bereits auf 94 Prozent. Sein Image von sozialer Unabhängigkeit für die PartnerInnen, verknüpft mit finanziellen Vorteilen und einer schnelleren Opt-Out-Funktion im Vergleich zur Ehe ließ den PACS mittlerweile zur bevorzugten Partnerschaftsform unter FranzösInnen werden.

In Österreich wehrt sich die ÖVP - wie könnte es anders sein - mal wieder gegen diesen Vorschlag. Sie sieht die traditionelle Ehe wohl lieber vollends untergehen, als ihren WählerInnen lebensgerechtere Alternativen anzubieten. Dabei gäbe es für die Politik doch eigentlich Anlass zur Freude: Menschen wollen weiterhin Sorge und Verantwortung füreinander tragen und sie wollen dies vielleicht nicht nur unter LiebespartnerInnen, sondern auch unter Freundinnen und Freunden. Ihrem Bedürfnis, dies ohne den staatstragenden Ballast, die geschlechterhierarchische Historie und der schwerfälligen Verkerkerung der herkömmlichen Ehe zu tun, hätte die Politik auch unabhängig von der leidigen Obsorge-Debatte längst Rechnung tragen müssen. (dieStandard.at, 2.8.2011)