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"Ich kann mir Verhütung nicht leisten": Für versicherte US-Amerikanerinnen künftig kein Thema mehr.

Foto: APA/EPA/JIM LO SCALZO

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Nicht nur für Gesundheitsministerin Sebelius ein "historischer" Beschluss: Für Organisationen wie Planned Parenthood, die tagtäglich mit ungewollten Schwangerschaft zu tun haben, ist die freie Abgabe der richtige Schritt.

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Nach monatelangem hin und her ist es beschlossene Sache: In den USA kommt die Pille auf Krankenschein, und das ob vehementer Opposition konservativer und religiöser Gruppen. Das Gesundheitsministerium (Department of Health and Human Services HHS) hat die Krankenversicherungen am Montag dazu verpflichtet, Neuversicherten ab 2012 die Kosten für Verhütungsmittel abzunehmen. Darunter fällt auch die "Pille danach". Damit wird die bislang gängige Praxis der Versicherer, Verhütungsmittel in Rechnung zu stellen, unterbunden.

Die demokratische Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius bezeichnete den Entscheid als "historisch": Er werde dabei helfen, "dass Frauen die präventive Gesundheitsversorgung bekommen, die sie brauchen." Mit dem Vorstoß folgt man den Empfehlungen des Institute of Medicine (IOM), Verhütung auf die Liste der kostenfreien Leistungen zu setzen.

Hintertürchen für die Religiösen

Widerstand kam im Vorfeld wie nach der Entscheidung von Konservativen sowie religösen Gruppen. Die katholische Bischofskonferenz der USA legte sich beim Gesundheitsministerium dagegen ins Zeug. Sie vertritt die von oppositionellen Kräften geteilte Meinung, Schwangerschaft sei keine Krankheit und Fruchtbarkeit müsse nicht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterdrückt werden. Auf diese Einwände hin wurde in der Neuregelung ein Zusatz eingebaut, der es religiösen Organisationen ermöglicht, ihre Arbeitnehmerinnen von der Gratis-Verhütung bei der Kasse auszuschließen. Fortschrittliche KatholikInnen wie die "Catholics for Choice" kritisieren dieses Zugeständnis, weil sie tausende Frauen von der Neuerung ausschließen wird.

Weniger ungewollte Kinder und Abtreibungen

Bei Pro-Choice-Organisationen wie "Planned Parenthood" rennt man mit dem Beschluss offene Türen ein. Schon letztes Jahr hieß es von Seiten der Vizepräsidentin Laurie Rubiner, dass die Gesundheitsreform unter Obama eine riesige Chance für die von der Organisation schon längst geforderte Gratis-Verhütung sei. "Dass die Kosten wegfallen, erleichtert den Zugang zu einer so notwendigen Sache wie Verhütung und wird die Gesundheit von Millionen von Frauen verbessern", insistierte auch der demokratische Senator von Idaho, Tom Harkin.

Auch die gynäkologisch-geburtshilfliche Fachgesellschaft ACOG begrüßte die Entscheidung unter dem Aspekt: Besserer Zugang zur Verhütung heißt weniger Abtreibungen, weniger Teeniemütter und weniger ungewollte Kinder. Und Amerikas Feministinnen freuen sich sowieso über den "längst fälligen" Schritt: "Hurra, Gratis-Pille für alle!", postete das Blog feministing nach der Bekanntgabe.

Komplett-Paket

Neben der Gratis-Verhütung müssen die Versicherer auch weitere präventive Gesundheitsleistungen übernehmen: jährliche Gesundheitschecks, HPV-Tests für Frauen ab 30 Jahren, Beratung bei HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, Schwangerschaftsdiabetes und Still-Beratung werden ebenfalls kostenfrei gestellt. Ein Mal im Jahr können die Versicherten auch gratis Hilfe bei häuslicher Gewalt anfordern. (bto/dieStandard.at, 4.8.2011)