Berlin - Der letzte einst wegen seiner sexuellen Orientierung in einem NS-Konzentrationslager inhaftierte Homosexuelle ist verstorben. Das teilte der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) am Donnerstag in Berlin mit. Rudolf Brazda verstarb demnach am Mittwoch im Alter von 98 Jahren. Im August 1942 hatten ihn die Nationalsozialisten nach Buchenwald verschleppt, wo er bis zur Befreiung durch die USA im April 1945 gefangen gehalten wurde. Er ließ sich nach dem Kriegsende im Elsass nieder.

Er meldet sich 2008

Brazda hatte sich, nachdem er lange über sein Schicksal geschwiegen hatte, erst im Mai 2008 anlässlich der Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen beim Berliner Landesverband des LSVD gemeldet. Kurz darauf kam er auf dessen Einladung hin nach Berlin und besichtigte gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) das neue Denkmal. Seit Herbst 2008 war Rudolf Brazda Ehrenmitglied des Berliner LSVD, der in den vergangenen Jahren gemeinsam mit ihm zahlreiche Gedenkprojekte organisierte. 

"Lebensweg eines rosa Winkels"

"Mein Leben war grausam, aber ich bin immer davongekommen", sagte Brazda im vergangenen Jahr anlässlich der Veröffentlichung seiner gemeinsam mit dem französischen Autor Jean-Luc Schwab entstandenen Lebenserinnerungen. In dem Buch mit dem Titel "Itineraire d'un triangle rose" (Lebensweg eines rosa Winkels) schildert Brazda die harte Zwangsarbeit im KZ Buchenwald, die vielen Demütigungen und die allgegenwärtige Todesgefahr. Der rosa Winkel war das Kennzeichen, das die homosexuellen Häftlinge tragen mussten. Insgesamt waren schätzungsweise 10.000 bis 15.000 Homosexuelle in NS-Konzentrationslagern inhaftiert. (APA)