Linz - Fast 60 Prozent der Alleinerziehenden in Oberösterreich verdienen weniger als 1500 Euro brutto im Monat. Jede fünfte Alleinerzieherin ist trotz Erwerbstätigkeit armutsgefährdet. "Das hohe Ausmaß an Niedriglöhnen ist alarmierend. Wir brauchen höhere Löhne, bessere Kinderbetreuungsangebote und einen niedrigeren Einstiegssteuersatz bei der Lohnsteuer, um die Lebenssituation der Betroffenen zu verbessern", fordert der oberösterreichische Arbeiterkammer (AK) Präsident Johann Kalliauer in einer Aussendung.

Ein Drittel der Alleinerziehenden verdient sogar weniger als 1000 Euro im Monat. Weniger als 1500 Euro verdienen in Oberösterreich genau 57,4 Prozent, bundesweit 53 Prozent. "Alleinerziehende haben es besonders schwer, Beruf, Familie und Privatleben zu vereinbaren. Politik und Unternehmen müssen familienfreundliche Arbeits- und Lebensbedingungen schaffen", so Kalliauer.

Kritik an hohem Eingangssteuersatz der Lohnsteuer

Die Angebote an Ganztagsschulen müssen verbessert, und der mit Bundesmitteln geförderte Ausbau bedarfsgerechter Kinderbetreuungseinrichtungen muss fortgesetzt werden. "Auch in den Sommerferien braucht es Kinderbetreuung", zeigt Präsident Kalliauer eine bestehende Schwachstelle auf, die Alleinerziehende vor große Probleme stellt. Und wenn das Kind einmal krank wird, fehlen bei Bedarf meist passende und erschwingliche Betreuungsangebote. Die Möglichkeit der Pflegefreistellung auch für den Elternteil, bei dem das Kind nicht hauptsächlich wohnt, wäre für viele eine große Erleichterung.

Die Erhöhung des kollektivvertraglichen Mindestlohns auf 1300 Euro bei Vollzeitbeschäftigung, die Absenkung des außergewöhnlich hohen Eingangssteuersatzes in der Lohnsteuer von 36,5 Prozent bzw. Verbesserungen beim Unterhaltsvorschuss würden sich auf die Einkommenssituation der Alleinerzieherinnen ebenfalls positiv auswirken.

Alleinerzieherinnen mit einem Kind zahlen ab einem monatlichen Bruttolohn von etwa 1400 Euro Lohnsteuer. "Die Absenkung des derzeitigen Eingangssteuersatzes von 36,5 auf 25 Prozent würde einer Alleinerzieherin mit einem Kind und einem Monatsbrutto-Verdienst von 1500 Euro rund 410 Euro jährlich mehr Geld im Börsl bringen", rechnet die AK vor.

Wichtig für Alleinerziehende: Der "Alleinerzieherabsetzbetrag" ist jener Betrag, um den sich die jährliche Lohnsteuer für Alleinerziehende vermindert. Bei einem Kind beträgt er 494 Euro, bei zwei Kindern 669 Euro. Für jedes weitere Kind erhöht er sich um 220 Euro. Bei niedrigen Einkommen unter der Steuergrenze wird er als Gutschrift vom Finanzamt ("Negativsteuer") im Wege der Arbeitnehmerveranlagung ausbezahlt. (red)