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Prinzessin Amira al-Tawil kämpft gegen das Fahrverbot. 

Foto: AP/Francois Mori

Twittern ist Frauen ja nicht verboten: "Gott sei Dank wurde die Auspeitschung von Shaima aufgehoben. Ein Dank an unseren geliebten König. Ich bin sicher, dass alle saudi-arabischen Frauen glücklich sein werden. Ich bin es", lief es über den Kurznachrichtendienst. Hinter "ich" steckt Amira al-Tawil, saudische Prinzessin, wenn auch nur angeheiratete: Sie ist die Gattin von Al-Walid Bin Talal, dem steinreichen Neffen von König Abdullah Bin Abdulaziz Al Saud.

Diesem dankte Amira dafür, dass er die Strafe von zehn Peitschenhieben annulliert hatte, die ein besonders eifriges Gericht einer Frau aufgebrummt hatte. Shaima Ghassaniya hatte in Saudi-Arabien das getan, was Prinzessin Amira auch gerne tun würde beziehungsweise außer Landes tut, wie sie selbst zugibt: ein Auto lenken.

Amira al-Tawil ist nicht die einzige "Frauen ans Steuer"-Aktivistin im Königshaus, sogar eine Tochter des Königs, Prinzessin Adila - eine Kämpferin gegen Gewalt in der Familie und für (moderaten) Frauensport -, gehört dazu. Vielleicht schafft es Amira leichter in westliche Schlagzeilen, weil ihr Gatte dort oft präsent ist: meist auf den Wirtschaftsseiten, hin und wieder auch in der Chronik. So ist soeben ein Vergewaltigungsvorwurf wiederaufgetaucht, die Tat wurde von einer jetzt 23-Jährigen angezeigt und soll sich 2008 auf der Yacht des Prinzen in Spanien ereignet haben. Zur Tatzeit sei sie aber mit ihrem Mann in Frankreich gewesen, ließ Amira wissen, die Al-Walid - der mit einem Vermögen von 19,6 Milliarden Dollar auf der Forbes-Reichenliste an 26. Stelle steht - in einem Interview einmal als ihre "ganze Welt, ihren Mann, Bruder, besten Freund und Lehrer" bezeichnete.

So etwas hört man gerne, da darf sich die Interviewte schon einmal unverschleiert zeigen, ohne dass es zum Skandal wird. Auch ihr Mann ist übrigens für die Aufhebung des islamisch argumentierten Frauenfahrverbots. Amira führt an, dass sie lieber mit ihrer Schwester im Auto durch die Stadt fahren würde als mit einem mit ihr nicht verwandten Chauffeur.

Dieses Problem haben allerdings die Frauen nicht, die sich keine Fahrer leisten können und ständig männlichen Verwandten nachlaufen müssen, damit diese sie von einem Ort zum anderen bringen. Zu Hause bleiben ist auch in Saudi-Arabien immer weniger eine Alternative für Frauen. Sie drängen in die Wirtschaft - und besitzen bereits einen nicht unbeträchtlichen Teil des Volksvermögens, Autos eingeschlossen. (Gudrun Harrer, DER STANDARD/Printausgabe 30.9.2011)