Wien - Die Bundesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft im Wirtschaftsbund, Adelheid Fürntrath-Moretti, macht das frühe Frauenpensionsalter mitverantwortlich für die Einkommensschere. "Dass Frauen vom Gesetz her fünf Jahre früher in Pension gehen können, ist kein Privileg sondern ein Nachteil", gab Fürntrath-Moretti zu bedenken. Einerseits weil den Frauen die einkommensstärksten Jahre für die Pension fehlen, andererseits weil ihnen oftmals der letzte Karrieresprung aufgrund des ohnehin bald nahenden Ruhestands verwehrt bleibt: "Hier haben Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek enormen Handlungsbedarf".

"Frauen nicht weiter benachteiligen"

"Dass Frauen vom Gesetz her fünf Jahre früher in Pension gehen können, ist ein Ausgleich für die fehlende Gleichstellung, kein Nachteil", reagierte ÖGB-Bundesfrauenvorsitzende Brigitte Ruprecht auf die Forderung nach vorgezogener Angleichung des Frauenpensionsalters. Solange die Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt nicht realisiert sei, gebe es für eine vorgezogene Angleichung auch keine Rechtfertigung. "Damit würden wir den vorhandenen Diskriminierungen neue hinzufügen."

Langfristig gesehen brauche es auch die Bereitschaft der Arbeitgeber, dafür zu sorgen, dass Menschen auch im Alter noch alternsgerechte Arbeitsplätze zur Verfügung haben. "Derzeit nutzt die Wirtschaft das Potenzial älterer ArbeitnehmerInnen nicht. Das ist wirtschaftlich kurzsichtig", betonte Ruprecht.

Übliche Verdächtige: Teilzeit und Berufswahl

Für Fürntrath-Moretti liegen weitere Ursachen für den schlechteren Frauenverdienst in der Teilzeit: Jene Länder schnitten bei den Einkommensunterschieden schlechter ab, in denen die Frauenbeschäftigungsquote sehr hoch sei und gleichzeitig viele Frauen Teilzeit arbeiten. Teilzeit sei aber nichts "Verteufeltes", wie es Nationalratspräsidentin Barbara Prammer einmal ausgedrückt hat, sondern viel mehr eine bewusste Entscheidung von Frauen, um Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bringen.

Als weiteren Grund für Gehaltsunterschiede nennt Fürntrath-Moretti, dass sich viel zu wenig junge Frauen für technische Berufe interessieren, noch dazu wo in diesen Branchen ein enormer Fachkräftemangel herrscht. "Daher gilt es die überholten Rollenbilder schon im Pflichtschulalter aufzubrechen und den Berufsorientierungsunterricht an Österreichs Schulen sowie die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft zu verstärken." (red)