Das Kupferkettchen in der Mitte zwischen zwei Kupferspiralen mit Rahmen.

Foto: gynefix.de

Das kleine Kupferkettchen mit vier Kupferzylindern wird auch für junge Frauen und solche, die noch nicht geboren haben, empfohlen.

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Sitz des Kupferkettchens in der Gebärmutter.

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"Auf keinen Fall mehr eine Spirale", sagte die Frauenärztin, als Katharina V.* sich bei ihrem letzten Besuch über Verhütung erkundigte. Die 37-jährige Thrombosepatientin, die regelmäßig Blutverdünner schluckt, muss auf hormonelle Methoden verzichten und hatte bisher die Kupferspirale angewandt. Nachdem diese nun das dritte Mal trotz Wechsels verrutscht war, riet die Ärztin von einer neuerlichen Implantierung ab. Nun war guter Rat teuer, denn nur auf das Kondom wollte sich V. auf keinen Fall verlassen: "Die Ärztin verwies mich deshalb auf einen Kollegen, der sogenannte Kupferkettchen einsetzt, die nicht verrutschen und fünf Jahre im Körper bleiben können."

Das in Belgien erfundene und als "Gynefix" bekannte Kupferkettchen, welches in anderen europäischen Ländern schon einige Jahre auf dem Verhütungsmarkt ist, wird in Österreich erst seit August 2010 vertrieben. Es zählt wie die Spiralen zu den sogenannten Intrauterinpessaren (IUPs), die derzeit von 150 Millionen Frauen weltweit angewendet werden, ist aber kleiner und gilt mit einem Pearl Index von 0,1 bis 0,5 als mindestens ebenso sicher. Von 100 Frauen, die Gynefix benutzen, wird laut Herstellerfirma innerhalb eines Jahres weniger als eine Frau schwanger.

Faden mit Kupferzylindern

Anders als die T-förmige Kupferspirale, die mit Kupferdraht umwickelt ist, besteht das Kettchen nur aus einem Faden, auf den je nach Modell vier bis sechs kleine, zylinderförmige Kupferglieder aufgezogen sind, die ständig Kupferionen freisetzen, welche die Spermien abtöten. Auf einer Seite des Fadens befindet sich ein Knoten, welcher durch einen Einstich mit einer feinen Nadel am oberen Teil der Gebärmutter im Muskelgewebe fixiert wird. Da es keinen Rahmen hat, passt sich das Kettchen laut Hersteller flexibler als andere IUPs an die individuelle Form und Größe der Gebärmutter an und wird deshalb auch besser vertragen. Wie bei der Spirale können Trägerinnen gleich nach dem Entfernen wieder schwanger werden. Die Kosten liegen zwischen 250 und 400 Euro für fünf Jahre.

Auch für junge Frauen und im Notfall

Während der Einsatz der Spirale bei jungen Frauen mit kleiner Gebärmutter und/oder Frauen, die noch nicht geboren haben, unter GynäkologInnen nach wie vor umstritten ist und unter manchen deutschen FachärztInnen gar als Kunstfehler gilt, wird das Kupferkettchen aufgrund seiner Flexibilität von den Herstellern auch dieser Gruppe empfohlen. Auch die WHO unterstützt den Einsatz bei Teenagern, vorausgesetzt, sie haben ein geringes Risiko, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu infizieren.

Neben der vorbeugenden Wirkung gelten Kupfer-IUDs im Notfall auch als Alternative zur "Pille danach": Kupferspirale oder Kupferkettchen können bis zu fünf Tage nach dem ungeschützten Verkehr eingesetzt werden oder bis zu fünf Tage nach dem frühesten Tag des Eisprungs. Sie können die Einnistung verhindern oder, bei Langzeitanwendung, die Befruchtung.

Spirale Tücken

Bei der Spirale wird oft befürchtet, dass sich durch das Aufsteigen von Keimen die Eileiter entzünden und verkleben können, was die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und die Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten erhöhen kann, weshalb viele FachärztInnen Frauen vor dem ersten Kind nach wie vor davon abraten. Neuere Studien zum Risiko der sogenannten "pelvic inflammatory disease" (PID) im Zusammenhang mit Intrauterinpessaren kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass diese die Fruchtbarkeit bei erwachsenen Frauen nicht beeinflussen.

Nebenwirkungen bei der Spirale sind häufig darauf zurückzuführen, dass die Gebärmutterhöhle dafür zu schmal ist und die "Arme" der Spirale zu lang. Ist die Gebärmutterhöhle sehr viel länger als die Spirale, kann diese sich teilweise oder ganz in deren unteren Teil positionieren und dort Kontraktionen auslösen, die zum Ausstoßen oder zu krampfartigen Schmerzen führen können. Außerdem kommt es bei der Spirale, unter anderem durch deren Größe, meist zu einer stärkeren Menstruation. Das flexible und kleinere Kettchen würde solche Nebenwirkungen vermeiden und habe keinen Einfluss auf die Monatsblutung, bezieht sich der Hersteller auf ExpertInnenmeinungen, Erfahrungsberichte von Anwenderinnen und eine Studie der WHO.

Geschulter Einsatz

Da das Einsetzen des Kupferkettchens eine bestimmte Technik und Fingerfertigkeit erfordert, darf es nur von Ärztinnen und Ärzten mit entsprechender Schulung durchgeführt werden. Nicht alle GynäkologInnen sind aber von dieser Verhütungsmethode überzeugt: "Ich sehe keinen wesentlichen Unterschied zur Kupferspirale, die man ja auch in verschiedenen Größen einsetzen kann. Für mich ist das Kettchen nur ein weiteres Produkt, das sich am Markt aber noch nicht durchgesetzt hat", meint etwa die Wiener Frauenärztin Bibiana Kalmar, die in ihrer Praxis nur bei gezielter Anfrage darüber informiert, zu Gynefix. "Dass das Kettchen in der Muskelschicht der Gebärmutter verankert wird, was ich als Verletzung sehe, ist mir persönlich unsympathisch - aber da denkt jeder behandelnde Arzt anders."(isa/dieStandard.at, 6.10.2011)
*Name von der Redaktion geändert