Wien - Der Gehaltsrechner von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek ist erst wenige Tage online (dieStandard.at berichtete) und schon gibt es Einwände gegen das Online-Tool. Der Rechner wurde dafür entwickelt, interessierten Personen per Mausklick darzulegen, welche Löhne sie in einem Job bzw. einer Branche zu erwarten haben. Die Grünen monieren nun, dass die berechneten Ergebnisse zum Teil nicht völlig korrekt sind.

Durchschnittslöhne unter Kollektivvertrag

Sie haben mit dem Gehaltsrechner mehrere Tests durchgeführt. Und dabei kam heraus, dass das ermittelte Durchschnittsgehalt in einigen Fällen unter dem Kollektivvertrag lag, betonte die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner am Dienstag im Ö1-Morgenjournal.

Sie verweist auf das Beispiel einer HAK-Absolventin, die als Fremdsprachensekretärin bei einem Chemiekonzern arbeitet und somit nach dem Kollektivvertrag der chemischen Industrie entlohnt werde. "Nach dem Gehaltsrechner würde sie 1.826 Euro brutto verdienen. Wenn sie aber im Kollektivvertrag richtig eingestuft wird, dann würden 2.091,89 Euro herauskommen," so Schwentner. Auch in anderen Fällen sei das errechnete Gehalt unter den kollektivvertraglichen Bestimmungen gelegen.

Teilzeitstunden niedriger berechnet

Die Grüne Frauensprecherin kritisiert außerdem, dass das Online-Tool Teilzeitstunden mitunter niedriger einstufe als Vollzeitstunden. Arbeitsrechtlich dürfe dies nicht sein, so Schwentner. Sie rät interessierten Frauen, den Gehaltsrechner nur als oberflächliche Orientierung zu betrachten, für eine genaue Bestimmung des zu erwarteten Gehalts sei jedoch weitere Recherche in den jeweiligen Kollektivverträgen notwendig, so Schwentner.

Heinisch-Hosek: "Angaben basieren auf realen Löhnen"

Das Frauenministerium verweist in Reaktion auf Schwentners Vorwürfe darauf, dass der Gehaltsrechner keine Auskunft über Kollketivverträge darstelle, sondern eine Orientierungshilfe, die auf realistischen Löhnen in den einzelnen Branchen basiert. Der Gehaltsrechner verwende hierfür die Daten der Statistik Austria aus dem Mikrozensus sowie der Lohnsteuerstatistik (siehe Methodik). Abschließend meinte Heinisch-Hosek: "In den letzten Tagen wurden bereits 235.000 Berechnungen auf dem Gehaltsrechner durchgeführt. Es ist bedauerlich, dass man bei einem Erfolgsprojekt wie diesem scheinbar so lange sucht, bis man das Haar in der Suppe gefunden hat." (red, dieStandard.at, 11.10.2011)