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Menschenhandel kann nur "gemeinsam, ressortübergreifend und länderübergreifend funktionieren und braucht die Hilfe von Nichtregierungsorganisationen und die Unterstützung der Zivilgesellschaft", sagte Frauenministerin Heinisch-Hosek anlässlich des Anti-Trafficking-Day.

Im Bild: Israelische Protestaktion gegen Frauenhandel "WomanToGo".

Foto: AP/dapd/Ariel Schalit

Wien - Aus den ärmsten Regionen der Erde, aber selbst aus Österreichs Nachbarstaaten, wie dokumentierte Fälle belegen, werden jährlich Millionen Menschen "gehandelt", über Grenzen geschmuggelt, um sie am Bestimmungsort sexuell und/oder wirtschaftlich auszubeuten. Anlässlich des EU-Anti-Trafficking-Day am 18. Oktober wurde bei einer Veranstaltung der österreichischen "Task Force" zur Bekämpfung des Problems am Montag betont, wie sehr der Menschenhandel einen Bruch von Menschenrechten und -würde darstellt.

"2,4 Millionen Menschen werden laut Schätzungen der UNO jährlich Opfer des Menschenhandels. 80 Prozent davon sind Frauen und Kinder", sagte Außenministeriums-Staatssekretär Wolfgang Waldner bei der Eröffnung der ganztägigen Veranstaltung in der Diplomatischen Akademie in Wien. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) setzt den Gewinn, welche die DrahtzieherInnen der Verbrechen abschöpften, mit 32 Milliarden US-Dollar (23,2 Mrd. Euro) an - gleich nach illegalem Drogen- und Waffenhandel an dritter Stelle krimineller Profite.

Transit- und Zielland Österreich

Auch Österreich hat seinen Platz in dem internationalen, inhumanen Geschäft. So werden Frauen aus zahlreichen Staaten auch nach Österreich gebracht, um hier als Zwangsprostituierte zu arbeiten. Regelmäßig tauchten in den vergangenen Jahren "importierte" Kinder als rechtlose BettlerInnen von kriminellen Netzwerken auf. Waldner erklärte, dass Prävention, Schutz der Opfer und die strafrechtliche Verfolgung bei der Bekämpfung dieser Form von Kriminalität zusammen spielen müssten.

233 Frauen betreut

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek betonte den "klaren Gender-Aspekt" des Menschenhandels, der verstärkt beleuchtet werden müsse. Allein der Verein LEFÖ zur Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen hätte im vergangenen Jahr 233 Frauen betreut, welche als Opfer des Menschenhandels in Österreich gelandet sind. Zudem seien regional Round Tables einberufen worden, um die Wege der MenschenhändlerInnen zu analysieren und auch, um sich mit den Nachbarländern zu koordinieren. Dabei sei neben dem Augenmerk auf die Prostitution auch verstärkt die Aufmerksamkeit auf die Arbeitsausbeutung gelegt worden. "Es geht aber auch um die Verbesserung der Erkennung von Opfern und deren Unterstützung", sagte die Frauenministerin. "Frauen verschwinden oft in privaten Haushalten oder in Schuldknechtschaft in Landwirtschaft oder Gastronomie, Kinder werden an Pornoindustrie und in illegaler Adoption verkauft oder werden zu Bettelei und Diebstahl genötigt."

Österreich hat im Jahr 2006 - als zweiter Staat - die Europaratskonvention gegen den Menschenhandel ratifiziert. 2010 wurde das Land vom Kontrollgremium GRETA überprüft, das Österreich "ein gutes Zeugnis" ausgestellt hat, betonte Heinisch-Hosek: "Hervorgehoben werden vor allem unsere Bemühungen zur Prävention von Menschenhandel und die Rolle der Task Force sowie der mit der Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels LEFÖ abgeschlossene Vertrag zur Opferunterstützung."

Weiters betonte sie die gute Zusammenarbeit der involvierten Ressorts, dem federführenden Außenministerium, dem Arbeits- und Sozialministerium sowie dem Innenministerium. "Der Kampf gegen den Menschenhandel kann nur gemeinsam, ressortübergreifend und länderübergreifend funktionieren und braucht die Hilfe von Nichtregierungsorganisationen und die Unterstützung der Zivilgesellschaft."

Rolle der "KonsumentInnen"

Wer als "menschliche Ware" zu unmenschlichen Bedingungen nach Österreich geschleust und zu unmenschlichen Bedingungen in wirtschaftlicher Abhängigkeit bis völliger Unfreiheit gehalten wird, hat Anrecht auf Schutz und sollte die Möglichkeit erhalten, dieser Notlage zu entkommen und ein geregeltes Leben zu führen, betonte Sozialminister Rudolf Hundstorfer: "Wir haben den Zugang zum Arbeitsmarkt für die Opfer und auch für Zeugen erleichtert. Wir können den Menschenhandel nur erfolgreich bekämpfen, wenn wir uns mit den Ursachen auseinandersetzen. (...) Jeder der als Schwarzarbeiter arbeitet, braucht jemand, der ihm das ermöglicht."

Sieben Jahre Arbeit gegen Menschenhandel

Seit 2004 gibt es in Österreich eine "Task Force Menschenhandel", in der die verschiedenen Ministerien und Stellen der Zivilgesellschaft zusammen arbeiten. Derzeit wird bereits der dritte Aktionsplan für die Jahre 2012 bis 2012 vorbereitet. Geleitet wird die Task Force von Elisabeth Tichy-Fissberger. (APA/red)