Graz - Der steirische Verein "Rosalila PantherInnen" begeht dieser Tage sein 20-jähriges Jubiläum. In den ersten Jahren der Vereinstätigkeit standen Änderungen des Strafgesetzes im Zentrum, heute dagegen sei das Partnerschaftsgesetz in aller Munde und das Thema Outing oft schon für 15-Jährige abgehakt, so Vorsitzender Kurt Zernig am Montag in Graz. Früher hätten sich die meisten Homosexuellen erst im Alter zwischen 20 bis 25 Jahren geoutet.

Fortschritt mit Eintrübungen

"Vor 40 Jahren gab es für homosexuelles Verhalten noch den Kerker", nun gebe es ein Partnerschaftsgesetz, was ein "großer Wurf" sei. In den 20 Jahren ist u.a. der Paragraf 209 des Strafgesetzes gefallen, doch all der Fortschritt bedeute nicht, dass die ARGE nicht mehr benötigt werde. Noch immer gebe es im Gesetz Diskriminierungen: Eingetragene Partnerschaften dürften nicht am Standesamt geschlossen werden und bedeuteten außerdem, dass statt Familiennamen "Nachnamen" geführt werden müssen.

Bindestrich-Erfolg

Auch der im Doppelnamen von "eingetragenen" Lesben und Schwulen verbotene Bindestrich zählte zu den Diskriminierungen. Dazu gab es aber erst vergangene Woche die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes (VfGH). Mitglieder der "Rosalila PantherInnen" hatten die Beschwerde eingereicht und recht bekommen. Ab sofort dürfen Homosexuelle, die ihre Partnerschaft eintragen lassen, auch den Bindestrich führen. Jene, die bereits einen Doppelnamen ohne Bindestrich angenommen haben, müssten sich noch gedulden: "Die Änderung in einen Doppelnamen mit Bindestrich soll ohne Kosten möglich sein, da der Staat zuvor ja einen rechtswidrigen Namen ohne Bindestrich ausgegeben hat", meinte Hans-Peter Weingand von den "PantherInnen". Dies müsse aber noch geklärt werden.

Thema Homosexualitätin die Schulen tragen

Nicht nur rechtlich habe sich seit 1991 viel getan: Martina Weixler - die seit fünf Jahren Schul-Workshops zum Thema Homosexualität veranstaltet - meinte, dass sich Jugendliche heutzutage früher outen als in den 90ern. Diese Erfahrung bestätige sich bei den bis zu zehn Workshops, die ihr Team pro Jahr in Schulen abhalte. Zuletzt habe sich dabei eine 16-Jährige im Bundesschulzentrum Hartberg vor rund 200 SchülerInnen und LehrerInnen als Transgender geoutet. Sie wünschte sich von LehrerInnen, dass das Thema Homosexualität ähnlich wie Aids fix eingeplant werde.

"Auf ins Paradies"

Das jährliche Budget der "Rosalila PantherInnen" beträgt derzeit rund 40.000 Euro. Etwa die Hälfte kommt über Subventionen von Stadt und Land. Der Großteil der anderen Hälfte sind Einnahmen aus dem alljährlich stattfindenden beliebten "Tuntenball" in Graz. Der kommende am 25. Februar im Grazer Congress steht übrigens unter dem Motto "Auf ins Paradies". Zernig erklärte, dass die finanzielle Situation nicht zufriedenstellend sei: "Wir wollen das Geld vom Tuntenball eigentlich für Projekte verwenden und nicht um unsere Fixkosten zu decken."

Zusammenarbeit

Auch politisch hat sich einiges geändert: Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (V) hatte Ende 2003 mit Homosexuellen-kritischen Aussagen für Aufregung gesorgt. Heute arbeitet er mit der bekennend lesbischen Vizebürgermeisterin Lisa Rücker (G) zusammen und lud zusammen mit ihr am Montagabend anlässlich des Vereinsjubiläums zu einem Empfang im Rathaus. (APA)