Wien - Frauen und Männer so bald wie möglich in gleichem Alter in Pension: Dieses Ansinnen entzweit nicht bloß Geschlechter und Koalition, sondern mittlerweile auch Frauenvertreterinnen beider Regierungsparteien. Arbeitnehmerinnen seien doppelt und dreifach belastet, hätten niedrigere Einkommen und trotzdem nicht dieselben Chancen auf dem Arbeitsmarkt, hat ÖGB-Frauenchefin Brigitte Ruprecht im derStandard.at Gespräch argumentiert. Deshalb sollen Frauen weiterhin früher in Pension gehen dürfen.

Mehr hat es nicht gebraucht. Diese Aussagen kämen einer "Alters- und Frauendiskriminierung" gleich, ärgern sich die schwarzen Seniorenbündlerinnen.

"Bösartigkeit" unüberbietbar

Ingrid Korosec, Vorsitzende der Wiener Dependance: "Zu sagen, die älteren Frauen sollten sich in die - niedrig dotierte - Pension verabschieden, ist an Bösartigkeit nicht zu überbieten." Eines sei auch klar, halten sie und ihre Kolleginnen fest: "Nur weil man das Antrittsalter gleichlässt, wird keine Frau fairer bezahlt, keine Frau entlastet und besser unterstützt."

Wie berichtet, kommt für Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) ein früheres Angleichen der Pensionsantrittsalter nicht infrage - wie Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) angeregt hat. Er will den Gleichstellungsprozess ab 2017 einleiten, vorgesehen war 2024 bis 2033.

Aktuell liegt das tatsächliche Pensionsantrittsalter von Frauen bei 57,1 Jahren, obwohl das gesetzliche 60 vorschreibt. Männer gehen im Schnitt mit 59,1 Jahren in den Ruhestand statt mit 65.

Laut Wifo-Pensionsexpertin Christine Mayrhuber würde eine Gleichstellung nach einer von ihrem Institut erstellten Studie aus dem Jahr 2004 einen Einsparungseffekt von 0,8 Prozent des BIPs im Jahr 2033 bringen. Bei einer vorgezogenen Angleichung könnte dieser Effekt freilich früher eintreten - weil es bei günstigen Arbeitsmarktbedingungen zu einer Steigerung der Frauenerwerbsquote kommt. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe 28.11.2011)