Bild nicht mehr verfügbar.

Sonia Pierre auf einem Archivfoto aus dem Jahr 2007.

Foto: AP/Ramon Espinosa

Bild nicht mehr verfügbar.

Sonia Pierre 2010 bei der Verleihung des "International Women of Courage Awards" in Washington mit First Lady Michelle Obama und Außenministerin Hillary Clinton.

Foto: AP/Gerald Herbert

2011 begrüßte die Frauensolidarität Sonia Pierre als Gast bei einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag.

Foto: Frauensolidarität

Am 4. Dezember 2011 ist Sonia Pierre, Leiterin der Bewegung der dominiko-haitianischen Frauen MUDHA, im Alter von 48 Jahren in Villa Altagracia (Dominikanische Republik) an Herzversagen gestorben.

Sonia Pierre wuchs als Tochter von haitianischen Eltern auf, die als LandarbeiterInnen in dominikanischen Zuckerrohrplantagen arbeiteten. Schon als Jugendliche mit 13 Jahren engagierte sie sich gewerkschaftlich für höhere Löhne und bessere Lebensbedingungen und landete deshalb im Gefängnis. Später absolvierte sie eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin in Kuba. 1983 gründete sie die Bewegung der dominiko-haitianischen Frauen, eine feministische Basisbewegung, die gegen die extreme Rechtlosigkeit der dominiko-haitianischen Landarbeiterinnen in allen Lebensbereichen wie Staatsbürgerschaft, Gesundheit, Arbeitsrechte, Bildung und Wohnen kämpfte.

Obwohl diese Bewegung immer wieder auf Verbündete in der Frauenbewegung und unter den katholischen BefreiungstheologInnen zählen konnte, gab es auch verheerende Hasskampagnen von Seiten extremistischer dominikanischer Nationalisten und der dominikanischen Autoritäten, die gravierende Menschenrechtsverletzungen wie Massendeportationen, sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen und das Auseinanderreißen von Eltern und Kindern mit sich brachten. Sonia Pierre und ihr Team klagten diese Menschenrechtsverletzungen unermüdlich an und brachten die dominikanische Regierung bis vor den Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof, wo sie z. B. 2004 auch erfolgreich waren.

Sonia Pierre bekam internationale Menschenrechtspreise von Amnesty International, 2010 von der US-Regierung und vom haitianischen Präsidenten. Im eigenen Land nahmen die Hassattacken auf das Leben der Menschenrechtsaktivistin seit 2004 immer extremere Formen an. 2006 brannte das Haus von Sonia Pierre und ihrer Familie in Santo Domingo. Sie ließ sich trotz Morddrohungen, Krankheit und sonstiger Rückschläge nicht unterkriegen und engagierte sich nach dem Erdbeben in Haiti unermüdlich mit einem Waisenhaus in Leogane (Haiti).

Noch im März 2011, zum Internationalen Frauentag, war Sonia Pierre zu Besuch in Wien, wo sie über ihre Erfahrungen als Basisaktivistin, Menschenrechtsverteidigerin und Feministin sprach. Kurz vor ihrem Tod war Sonia Pierre wieder Zielscheibe massiver Anfeindungen der dominikanischen Mainstreammedien; Menschenrechtsorganisationen in aller Welt forderten im Herbst 2011 von der dominikanischen Regierung Schutz für die Leiterin von MUDHA.

Der plötzliche Tod von Sonia Pierre hat auch in ihrem Heimatland Haiti für große Bestürzung gesorgt. Eine Delegation hat den Angehörigen der Aktivistin ihr Beileid ausgedrückt.

„Ein starkes Herz hat aufgehört zu schlagen" - so der Nachruf der Arbeitsgruppe Verfolgte GewerkschafterInnen von Amnesty International in Österreich für Sonia Pierre. Die Frauensolidarität trauert um eine Verbündete, Freundin, unersetzliche und mutige Vorkämpferin gegen Rassismus und Sexismus.

Hasta siempre, compaňera!