Islamabad - Die erneute brutale Misshandlung einer Frau in Pakistan hat Empörung und scharfe Kritik an den Behörden des Landes hervorgerufen. Im Südwesten des Landes schnitt ein 22-jähriger Mann seiner Frau Lippen und Nase ab, wie die Behörden am Montag mitteilten. Ghulam Qadir sei offenbar der Ansicht gewesen, die 17-Jährige verbringe zu viel Zeit bei ihren Eltern.

"Er ohrfeigte mich mehrfach, ging weg und kam mit einem Rasierer wieder", sagte Salma Bibi im Krankenhaus. "Ich habe panisch geschrien. Er fesselte mir Hände und Füße mit einem Seil und schnitt mir meine Nase und die Lippen ab", fügte sie an. Nach seiner Tat am Samstag ist der Mann den Behördenangaben zufolge geflohen.

Misshandelte Frau brennt auf Gerechtigkeit

Die junge Frau beklagte, die örtliche Polizei habe abgelehnt, ihren Fall aufzunehmen als ihre Familie ihn gemeldet habe. Wenn sie aber keine Gerechtigkeit erfahre, "verbrenne ich mich vor dem Obersten Gericht". Sie könne nicht still sitzen, bis ihr Ehemann für seine Tat bestraft werde. Nach Behördenangaben wird nach dem Mann gefahndet. Auch Pakistans Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani forderte die Ermittler zu verstärkten Bemühungen auf.

Kein Einzelfall

NGOs und MenschenrechtlerInnen kritisieren regelmäßig, dass in Pakistan viele Fälle von Gewalt gegen Frauen nicht oder nur unzureichend geahndet werden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zufolge ist eheliche Gewalt ein "ernstes und in Pakistan vorherrschendes Problem". Die Organisation rief das pakistanische Parlament auf, die Rechte von Frauen besser zu schützen. Eine Gesetzesinitiative dazu war 2009 am Widerstand religiöser Parteien im Senat gescheitert. (APA)