Bild nicht mehr verfügbar.

Plastische Chirurgie: Das Einsetzen von Brust-Implantaten.

Foto: APA/Ulrich Perrey

Wien - Österreichs Plastische ChirurgInnen verweisen im Zusammenhang mit dem Skandal um mangelhafte Brustimplantate auf ihr Implantat-Register. Im Sinne der Qualitätssicherung sollten auch andere Facharztgruppen, die Implantate einsetzen, sich daran beteiligen. In Frankreich, wo der Skandal mit 30.000 betroffenen Frauen seinen Ausgang genommen hatte, soll am Freitag die Entscheidung über eine etwaige "Rückruf"-Aktion fallen.

"Leider können wir nicht genau sagen, ob und wie viele Frauen in Österreich von den mangelhaften Brustimplantaten betroffen sind", sagte Thomas Hintringer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC) und Leiter der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz. "Wir plastischen Chirurgen führen zwar ein Register für Silikonimplantate - und in diesem sind keine PIP-Implantate registriert. Da wir aber bisher die einzigen waren, die mit diesem Register gearbeitet haben, können wir nicht sagen, ob nicht Ärzte anderer Fachgruppen derartige Implantate eingesetzt haben." Produkte anderer Firmen stünden "derzeit nicht in Verdacht, mangelhaft oder unsicher zu sein", betonte der Primar.

Fünf Österreicherinnen betroffen

Für die Qualitätssicherung wäre eine möglichst breite Beteiligung am Implantat-Register wünschenswert, bestätigte Marcus Müllner, Bereichsleiter PharmMed in der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit). "Für die Medizinproduktvigilanz (die Marktüberwachung bezüglich der Verteilung und Verwendung, Anm.) brauchen wir es nicht." Das hätten der jüngste Skandal um defekte Silikonkissen der französischen Firma PIP (Poly Implant Prothese) sowie die Untersuchungen zu möglicherweise schadhaften Hüftprothesen im vergangenen Frühjahr bewiesen.

An den Zahlen der in Österreich betroffenen Frauen hat sich laut Müllner vorerst nichts mehr verändert: Fünf Patientinnen, denen die Implantate in der Steiermark eingesetzt worden waren, tragen die inkriminierten Silikonkissen noch im Körper, sie würden engmaschig überwacht. Wie viele Österreicherinnen sich im Ausland operieren haben lassen, das könne man nicht einmal vorsichtig schätzen.

"Zahlen im Ausland ein Wahnsinn"

Generell seien "die Zahlen aus dem Ausland ein Wahnsinn", meinte Müllner. In Frankreich sind es 30.000 Betroffene, in Großbritannien bis zu 50.000. PIP war vor dem Skandal und Konkurs der drittgrößte Hersteller von Brustimplantaten mit hoher Exportrate und weltweitem Kundennetz. Dass in Österreich nicht häufiger die mit billigem Industriesilikon gefüllten Produkte verwendet worden sind, die leicht undicht werden und häufig Entzündungen verursachen, führt Müllner auf "andere Vertriebswege und andere Menschen" zurück.

In Frankreich und Großbritannien wurden die ersten Ergebnisse toxikologischer und gentoxischer Untersuchungen bekannt. "Sie haben ergeben, dass das Material (die Füllung der Silikonkissen, Anm.) nicht in Ordnung ist. Es haben sich aber bisher keine Hinweise auf eine krebserregende Wirkung ergeben", berichtete Müllner. Ein abschließendes Urteil der europäischen Gesundheitsbehörden werde aber noch Wochen auf sich warten lassen. Die französischen Behörden wollen voraussichtlich am Freitag über die Abgabe einer Empfehlung zur generellen Entfernung der potenziell gefährlichen Implantate entscheiden.

In Österreich rät Hintringer Frauen mit PIP-Implantaten: "Die Betroffenen sollten sich sofort mit ihrem Operateur in Verbindung setzen und sich beraten lassen." Die plastischen Chirurgen stehen verunsicherten Patientinnen als Ansprechpartner zur Verfügung. (APA)