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Wien - Die "Einkommensschere" zwischen den Einkommen von Männern und Frauen bleibt weiterhin beträchtlich - auch wenn sie im Jahr 2010 neuerlich leicht zugegangen ist. Betrug der durchschnittliche Jahresbruttobezug von Männern im Jahr 2009 noch um 31,8 Prozent mehr als jener der Frauen, so verdienten die Männer im Jahr 2010 "nur" mehr 31,1 Prozent mehr. Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichen Lohnsteuerstatistik der Statistik Austria hervor. Das Lohnsteueraufkommen 2010 stieg in Summe um 3,9 Prozent gegenüber 2009.

Der sanfte Wandel bei der Einkommensschere lässt sich auch an der Summe aller Bruttobezüge ablesen: Während im Jahr 2009 noch 62,3 Prozent aller Bezüge auf Männer entfielen, so waren es 2010 "nur" mehr 62 Prozent. Im Jahr 2008 waren noch 62,9 Prozent aller Bruttobezüge auf Männer entfallen. Insgesamt waren von allen Lohnsteuerpflichtigen 50,2 Prozent Männer und 49,8 Prozent Frauen.

Trotz des leichten "Schließens" der Einkommensschere ist der Unterschied zwischen Frauen- und Männer-Einkünften weiter beträchtlich: Laut Lohnsteuerstatistik verdienten männliche Arbeitnehmer im Jahr 2010 durchschnittlich 44.633 Euro (Vollzeit, ganzjährig beschäftigt). Frauen hingegen kamen auf nur 34.047 Euro. Geringer fällt der Unterschied bei Teilzeitbeschäftigung aus (Männer: 17.298 Euro, Frauen: 16.848 Euro).

Allerdings waren bei der Teilzeit-Arbeit erneut die Frauen deutlich in der Mehrzahl: 77,1 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten waren weiblich. Und auch die Verteilung von Vollzeit und Teilzeitarbeit bei den jeweiligen Geschlechtern zeigt dieses Missverhältnis: Während bei Männern Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigung im Verhältnis 1:7,4 aufgeteilt war, arbeitete fast die Hälfte aller Frauen teilzeit: Hier lag die Relation bei 1:1,2 (Teilzeit : Vollzeit). Insgesamt waren 70,9 Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen vollzeitbeschäftigt.

Gestiegenes Lohnsteueraufkommen

Wieder aufwärts ging es mit dem Lohnsteueraufkommen (vor Arbeitnehmerveranlagung): Während im Jahr 2009 hier ein Minus von 7,1 Prozent zu verzeichnen war, kam es 2010 zu einem Plus von 3,9 Prozent gegenüber 2009. Die Zahl der lohnsteuerpflichtigen Einkommensbezieher stieg um 1,4 Prozent auf mehr als 6,3 Millionen Personen an (rund 4,06 Millionen ArbeitnehmerInnen und 2,27 Millionen PensionistInnen). Insgesamt bezogen sie 155 Mrd. Euro Bruttobezüge und zahlten 21,6 Mrd. Lohnsteuer. Der Anteil der einbehaltenen Lohnsteuer an den Bruttobezügen lag 2010 bei 13,9 Prozent und betrug damit erneut weniger als 2008 (15 Prozent). Die Gründe für den Rückgang laut Statistik Austria: Die Steuerreform 2009 sowie die Wirtschaftskrise.

Gut 2,3 Millionen Personen (35,3 Prozent) zahlten gar keine Steuer für ihr Einkommen, da dieses zu niedrig war um über die Grenze von 11.000 Euro (steuerfreies Einkommen pro Jahr) zu kommen. Dies geht aus der integrierten Lohn- und Einkommenssteuerstatistik hervor, die sich allerdings auf Daten aus dem Jahr 2008 bezieht.

Die "Spitzenverdiener" unter den unselbstständigen Erwerbstätigen sind vor allem in Wien und Niederösterreich zu finden: Jene mit einem Jahreseinkommen von 100.000 Euro brutto oder mehr waren zu 30,1 Prozent in Wien und zu 22,7 Prozent in Niederösterreich wohnhaft, während sich die restlichen 47,2 Prozent auf die übrigen Bundesländer verteilten. Noch deutlicher zeigt sich dies bei Bruttoeinkommen ab 500.000 Euro: Hiervon wohnten 41 Prozent in Wien, 20 Prozent in Niederösterreich.

Reaktionen von Politikerinnen

Vorsichtig zuversichtlich haben Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner auf die sich langsam schließende Einkommensschere zwischen Männern und Frauen reagiert. Kritik kam dagegen von der Opposition. Sowohl BZÖ als auch Grüne forderten konkrete Maßnahmen.

Heinisch-Hosek pochte in einer Aussendung auf Transparenz als wirksamstes Mittel gegen Lohnunterschiede. Die verpflichtenden Gehaltsangaben in Stelleninseraten seien gerade deshalb so wichtig, weil sie das in Österreich übliche Schweigen über Gehälter aufweichen würden. Mikl-Leitner forderte in ihrer Funktion als ÖAAB-Bundesobfrau die Beseitigung der strukturellen Probleme in den Gehaltssystemen, die eine dauerhafte Benachteiligung der Frauen zur Folge hätten. Ein Ansatzpunkt sei dabei sei die Anrechnung der Karenzzeiten bei den Gehaltserhöhungen.

"Mit dem derzeitigen Schneckentempo bei der Gleichstellung werden es die Fraueneinkommen nie auf die Überholspur schaffen", kritisierte dagegen die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner. Bei der Gleichberechtigung brauche es gesetzliche Verpflichtungen anstatt freiwilliger Selbstverpflichtungen. Für BZÖ-Frauensprecherin Martina Schenk ist die Bundesregierung auch in dieser Frage eindeutig gescheitert. Sie forderte einen gesetzlichen Mindestlohn in der Höhe von 1.500 Euro brutto. (APA)