"Es gibt keine aktuelle Krise der Männlichkeit, denn in männlich dominierten Kulturen und Gesellschaften ist Männlichkeit grundsätzlich ein fragiles und krisenhaftes Konstrukt." Das konstatiert Rolf Pohl von der Universität Hannover, den White Ribbon Österreich zum ersten Gender Talk im Jahr 2012 eingeladen hat.

Beherrschendes und diffamierendes "Feminat"

In seinem Vortrag wird er auf die "verbreiteten Klagen über die 'Krise der Männer', die 'benachteiligten Jungen' und die 'entsorgten Väter' als eine rückwärtsgewandte Reaktion auf die marktradikale Verschärfung des gesellschaftlichen Krisengeländes, die immer wieder mit misogynen (frauenfeindlichen) Schuldzuweisungen einhergeht", eingehen. "Eine kritische Auseinandersetzung mit der Überlagerung gesellschaftlicher und geschlechtlicher Ungleichheitslagen schrumpft bei vielen diskursbestimmenden Ansätzen auf das manichäistische, die Welt der Geschlechterbeziehungen in 'gut' und 'böse' unterteilende Bild eines die Männer beherrschenden und diffamierenden 'Feminats' zusammen." 

Re-Maskulinisierung der Gesellschaft

Vor diesem Hintergrund könne die daran entzündete, selbsternannte" Männerbewegung" laut Pohl als Backlash, als antifeminine und antifeministische Gegenbewegung im Rahmen einer allgemeinen Re-Maskulinisierung der Gesellschaft interpretiert werden.

Der Vortrag wird diese Entwicklung kritisch nachzeichnen und mit einem eigenen Ansatz zur Konstitution der von einem grundlegenden Dilemma gekennzeichneten Struktur von Männlichkeit in Gesellschaften mit männlicher Hegemonie konfrontieren. (red)