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Nixon steht derzeit im Stück "Wit" in New York auf der Bühne. Im Rahmen des Werbetrommelrührens gab sie einige Interviews, in denen sie erst von ihrer "Entscheidung" sprach, um später im Rechtfertigungsmodus nur nicht länger missverstanden werden zu wollen.

Foto: AP/dapd/Boneau/Bryan-Brown

Sie spricht gegenüber der New York Times von ihrer früheren Beziehung zu einem Mann, mit dem sie zwei Kinder hat und über ihre jetzige mit einer Frau, mit der sie erneut Mutter wurde. US-Schauspielerin Cynthia Nixon, allseits bekannt als "Miranda" aus "Sex and the City", spricht aber nicht davon, dass sie bisexuell ist, sondern von der "Entscheidung" für eine gleichgeschlechtliche Partnerin: "Für mich ist es eine Entscheidung. Ich verstehe, dass es für viele Menschen keine ist, aber für mich ist sie es, und ich lasse mir nicht von anderen vorschreiben, wie ich meine Homosexualität definiere."

Unentschiedenheit oder gar Wahllosigkeit

Damit stellt Nixon Sexualorientierung als eine Sache dar, die man sich aussuchen kann wie ein neues Paar Schuhe, und entzieht sich gleichzeitig einer ihr unliebsamen Kategorisierung. Mit dieser Auslassung bestätigt sie aber auch die Marginalisierung von Bisexuellen, die im Diskurs um und von Lesben, Schwulen, Transgender und Heterosexuellen meist außen vor bleiben. Falls Bisexualität doch vorkommt, dann gern als Unentschiedenheit oder gar Wahllosigkeit. Vor allem im popkulturellen Kanon wird diese Auffassung eingeübt, wie letzte Woche auch exemplarisch in "Two and a half Man" zu sehen: So schnell konnte frau gar nicht schauen, wurde die sexy blonde Freundin einer Lesbe zur willfährigen Maneater. Sie war ja "nur Bi".

Kein Respekt

Deef Pirmasens zeigt in seinem Blog bisexualitaet.org eine weitere Fassette der Unsichtbarmachung von Bisexualität auf, wenn er auf ein Interview der Daily Beast mit Nixon verweist, in dem sie gefragt wird: "Waren Sie eine Lesbe in einer heterosexuellen Beziehung? Oder sind Sie jetzt eine Heterosexuelle in einer lesbischen Beziehung?" Dass es da noch etwas gibt, scheint keine Option. Nixon konfrontiert ihn in ihrer Antwort endlich mit ihrer Bisexualität - beziehungsweise mit ihrer Ablehnung, sich selbst als bi zu benennen, weil "niemand die Bisexuellen mag. [...] Wir bekommen keinen Respekt."

Einfach mal bi werden?

Für diese abgerungene Nabelschau hat sich Nixon in der LGBT-Community jedenfalls keinen Respekt verdient, urteilt nicht nur Blogger Pirmasens in Hinblick auf die Bestrebungen der religiösen Rechten (in den USA und anderswo), Homosexuellen ihre sexuelle Ausrichtung auszutreiben, sei es über restriktive Gesetzgebungen, die Gleichstellung verhindern, oder gar disziplinatorische Praxen in kruden Bibelcamps. Stellt dann noch jemand Prominentes wie Nixon, wenn auch unbeabsichtigt, Homo- und Bisexualität als Entscheidungssache zur Disposition, bestärke das diese mit Vorurteilen arbeitenden Kräfte, so die berechtigte Kritik. 

Nein, stellt Nixon doch noch klar

Dass ihr das nach einer Reaktionslawine aus der LGBT-Community auch klar geworden sein muss, lässt sich einem weiteren Nachfolge-Interview mit Advocate entnehmen. Hier stellt Nixon klar, dass sie Bisexualität nicht für eine sexuelle Orientierung hält, für die frau sich einfach Mal so entscheidet; sondern dass sie sich vor dem Hintergrund ihrer Sexualität für eine Beziehung mit einer Frau frei entschieden hat: "[...] Ich glaube trotzdem, dass sich die meisten Mitglieder unserer (LGBT-, Anm.) Community - wie auch die Mehrheit der Heterosexuellen - die Geschlechtsidentität ihrer intimen PartnerInnen nicht aussuchen und aussuchen können, weil sie sich, im Gegensatz zu mir, nur zu einem Geschlecht hingezogen fühlen. Unsere Community ist kein Monolith, Dank sei Göttin, ebenso wenig wie Amerika einer ist." (red/dieStandard.at, 14.2.2012)