Katrin Bauerfeind präsentiert "Bauerfeind".

Foto: Screenshot / 3 Sat

Irgendwie passt es, dass die Sendung "Bauerfeind" im Fernsehen gar nicht so leicht zu erwischen ist und auf die 3sat-Mediathek ausgewichen werden muss. Denn das Popkultur-Magazin gibt es nur alle vier Wochen im Fernsehen zu sehen, da ist die aktuellste Sendung schnell verpasst. Doch dank der ganzen Aufmachung der Sendung fühlt frau sich mit "Bauerfeind" auf dem Laptop ohnehin wohler: Moderatorin Katrin Bauerfeind schiebt parallel zur An- oder Abmoderation Kästchen ins Bild und wieder weg, was unweigerlich an das Interface von Tablet-PCs und Smartphones erinnert.

Das Popkultur-Magazin gibt sich also netzaffin und sucht seine Inhalte abseits der Trampelpfade der Kulturberichterstattung. Gut so, denn Beiträge über die üblichen Kultur-Großevents, Premieren, aktuelle Ausstellungen, Neuerscheinungen oder Jubiläen haben wir schon genug gesehen, und: Von den Kulturmagazinen dieser Sorte werden wir nur in sehr seltenen Fällen überrascht.

"Bauerfeind" tanzt hingegen aus der Reihe und setzt selbstbewusst eigene Maßstäbe. Auch der sehr breit gefasste Kultur-Begriff der Sendung ist eine erholsame Abwechslung, wie auch Katrin Bauerfeind selbst.

Immer was dabei

Hier sehe ich eine Moderatorin, die zwar unter 35 ist, deshalb aber dennoch nicht glaubt, lieb in die Kamera säuseln zu müssen - wie viele ihrer Kolleginnen. Sie lässt stattdessen in ihren Anmoderationen keine Gelegenheit für Witze oder Parodien aus, etwa über mögliche ZuschauerInnen-Kommentare zum Angekündigten, das bei "Bauerfeind" alles andere als vorhersehbar ist: Ob "digitaler Neo-Kommunismus", der letzte oppositionelle Radiosender Ungarns oder feministischer Porno - die Beiträge bei "Bauernfeind" geben was her.

Unterbrochen werden sie von den Bauerfeinds Interviews, die eine kleine Schwäche der Sendung sind. Ihre Gäste sind zwar nicht ganz uninteressant, vom Hocker reißen sie allerdings auch nicht. Die deutsche Schauspielerin Nora Tischner war mal da, Helmut Dietl und ein sich am laufenden Band als politischer Musiker bezeichnender Jan Delay. Doch worin sein politisches Engagement nun genau besteht - diese Frage blieb uns Bauerfeind schuldig. Stattdessen lachte sie etwas zu viel über wenig witzige Antworten und gab ihm Raum für seine schnöden Popstar-Attitüden. Und auch das Interview mit Sandra Maischberger in der aktuellen Ausgabe war eher mau.

Trotzdem: "Bauerfeind" ist eine kluge Sendung, die sich inhaltlich etwas traut. Die Mischung aus Kulturmagazin und Interviewformat gelingt, und auch wenn Bauerfeind in ihren Interviews manchmal gar sehr viel lacht, ist ihr Auftreten doch eine erholsame Ausnahme gegenüber den sonstigen Kulturmoderationen im Fernsehen. Sehr sympathisch insgesamt. (beaha, dieStandard.at, 22.2.2012)