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Renate Brauern (links) und Gabriele Heinisch-Hosek wollen die Nachteile von Teilzeit aufzeigen.

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Über "unerwünschte Nebenwirkungen" von Teilzeitarbeit möchte eine neue Kampagne informieren. Die österreichische Frauenpolitik ist somit um eine Offensive reicher, die sich auf Information beschränkt: Keine Gesetzesinitiative zur ungleichen Verteilung von Teilzeit auf Männer und Frauen ist angedacht, auch keine verpflichtende Maßnahme, die mehr Männer in das Betreuungsarbeitsboot holt. Einmal mehr geht es um das Bewusstsein der ÖsterreicherInnen in Sachen Gleichberechtigung, diesmal über die Verteilung der Lohnarbeit und deren Konsequenzen.

44 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit, bei den Männern sind es neun Prozent. "Das ist einfach zu viel", so Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, zudem steige die Teilzeitquote bei Frauen von Jahr zu Jahr. Bei der Pressekonferenz zur Kampagne "Achtung Teilzeit: Halber Lohn. Weniger Pension." am Donnerstag hat neben der Ministerin auch die Bundesvorsitzende der SPÖ-Frauen, Renate Brauner, Platz genommen. Gemeinsam wollen Heinisch-Hosek und Brauner über das "große Aber" zu der bei Österreichs Frauen so beliebten Beschäftigungsart Auskunft geben.

Etwas Zwang, etwas Wunsch

Dass sich so viele Frauen für Teilzeit entscheiden, beruht laut Heinisch-Hosek auf einer Mischung aus "Zwang und Wunsch". Die Hälfte würde ihre Entscheidung zu Teilzeit mit familiären Gründen erklären. Diese Lösung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehe zwar auf den ersten Blick gut aus, ein zweiter zahle sich aber aus, denn "Teilzeit ist eine private Lösung für ein gesellschaftspolitisches Problem", so Heinisch-Hosek. 

Die Liste der aufgezählten Nachteile ist lang: Karrierebremse, weniger Pension (Frauen bekommen derzeit im Durchschnitt 786 Euro monatlich, Männer 1.288) und ein um bis zu 30 Prozent geringerer Stundenlohn, was schließlich Abhängigkeit vom Einkommen des Partners und Armutsgefährdung im Falle einer Trennung bedeutet. Und auch die oftmals nicht ausreichend abgegoltene Mehrarbeit, etwa in Form von Überstunden, ist für die Frauenministerin eine Teilzeit-Nebenwirkung. "Unternehmen machen es sich da leicht. Die Produktivität von Teilzeitkräften ist höher und es werden weniger Pausen eingehalten. Die Unternehmen sind da gefordert."

Die SPÖ-Frauen schlagen daher eine Informationspflicht für Betriebe vor: Bevor Vollzeitjobs extern ausgeschrieben werden, müssten im Zuge einer solchen Informationspflicht vorher die Teilzeitkräfte Bescheid bekommen. Auch kann sich Heinisch-Hosek für Teilzeit-Arbeit eine volle Überstundenabgeltung von 50 Prozent vorstellen, "wenn schon Teilzeit gefordert wird". Derzeit bekommen Teilzeitkräfte lediglich einen 25-prozentigen Mehrstundenzuschlag.

Wien ist etwas besser

Zwar würden die Zahlen über Teilzeit in Wien etwas anders aussehen als im Rest Österreichs, dennoch existiere das grundlegende Problem auch für die Bundeshauptstadt, ergänzt Renate Brauner. In Wien sind "nur" 37 Prozent der erwerbstätigen Frauen in einer Teilzeitbeschäftigung. Brauner führt dies auf die bessere Kinderbetreuungssituation in Wien zurück. 

Für die Wienerinnen gibt es auch öfter andere Gründe für Teilzeit als in den Bundesländern: 23 Prozent gehen in der Bundeshauptstadt wegen Bildung in Teilzeit, in Restösterreich ist das nur für zehn Prozent der Grund für Teilzeit. 

Doch man wolle den Frauen kein schlechtes Gewissen machen, das passiere im Zuge ihrer Organisation von Familien- und Berufsleben ohnehin schon oft genug, betonten Brauner und Heinisch-Hosek. Ziel der Frühlingskampagne der SPÖ-Frauen soll jedoch sein, dass Frauen zweimal hinschauen, wenn es um Teilzeitstellen geht. (beaha, dieStandard.at, 23.2.2012)