Wien - Rund eine Million ÖsterreicherInnen sind armutsgefährdet und zu den am stärksten von Armut bedrohten Gruppen zählen unter anderem Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen. Die Volkshilfe warnt anlässlich des diesjährigen Frauentags am 8. März deshalb vor finanziellen Kürzungen bei Fraueneinrichtungen. "Im Gegenteil, es bräuchte mehr", sagte Sozial- und Armutsexpertin Verena Fabris.

Die Gründe für Frauenarmut sind rasch zusammengefasst: Frauen verdienen nach wie vor im Schnitt 40 Prozent weniger als Männer. Sie arbeiten häufiger in Teilzeit und die Berufswahl ist noch immer eine traditionelle - also Friseurin, Verkäuferin, Bürokauffrau. Niedrige Löhne im Erwerbsleben führen zu niedrigen Pensionen - ein weiterer Grund für Armut. Scheidungen, Schulden und fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie Gewalt sind ebenfalls Auslöser für die Abwärtsspirale in die Armut.

Mangel an spezifischer Beratung

Armut sei jedoch "kein Naturereignis", sondern könne mit etlichen Maßnahmen bekämpft werden. Fabris fordert daher, dass die materielle Mindestsicherung nicht unter der Armutsgefährdungsschwelle liegen dürfe. Anderenfalls wäre es schwierig, aus der Armut herauszukommen. Auch pocht die Volkshilfe auf einen Ausbau der Kinderbetreuung, ortet Fabris noch Lücken bei den bis zu Zwei-Jährigen und bei den Sechs- bis Neun-Jährigen.

"Bei Scheidungen sollte es eine kostenlose, verpflichtende Rechtsberatung geben, damit Frauen nicht auf ihren Unterhalt verzichten. Denn das hat dann auch Auswirkungen auf die Pension", so die Sozialexpertin. Weiters spricht sie sich für eine bessere Anrechnung von Fürsorgearbeit - etwa die Pflege von Angehörigen - aus. Generell sollten auch Beratungseinrichtungen für Frauen ausgebaut werden. So ortet sie etwa einen Mangel an spezifischer Beratung für Frauen mit Migrationshintergrund.

Fabris befürchtet außerdem, dass von der angekündigten Kürzung der Ermessensausgaben auch die Fraueneinrichtungen betroffen sind: "Ich warne davor, bei den Frauen zu kürzen. Da ist nach unten hin nichts mehr möglich. Im Gegenteil, es bräuchte mehr."

"Falle" Teilzeitarbeit

Eine "Falle" ortet Fabris in der Teilzeitarbeit: "Wenn man nachfragt, stellt sich heraus: Frauen wollen im Schnitt mehr arbeiten, Männer weniger." Sie sprach sich dafür aus, dass es nach einer befristeten Reduktion auf Teilzeit wegen Kinderbetreuungspflichten oder auch Betreuungspflichten gegenüber pflegenden Angehörigen das Recht besteht, wieder auf Vollzeit aufzustocken. Generell hält die Sozialexpertin Maßnahmen der Arbeitszeitverkürzung für sinnvoll, die auch zu einer gerechteren Aufteilung bezahlter und unbezahlter Arbeit führen können. (APA)