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Strauss-Kahn demütigt sich gerade selbst in aller Öffentlichkeit.

Foto: AP/Michel Spingler

Dominique is back! In den Medien hat der "gefallene" ehemalige IWF-Chefs nun wieder Konjunktur, weil er sich aktuell beinahe zeitgleich in den USA und Frankreich den gerichtlichen Nachspielen seines Sexlebens widmen muss.

Es ist ja nichts weiter als ein ausschweifendes Sexleben, dem DSK frönt. So wollen es seine Anwälte der Öffentlichkeit Glauben machen und wohl auch den Gerichten. Mit der Hotelangestellten war es einvernehmlicher Sex, und auf den sogenannten "Sexpartys" standen eben viele junge Frauen zum Angrapschen herum, c'est la vie!

Verordnetes Blöd-Stellen

DSK wusste schlicht und ergreifend nicht, dass es sich bei den Frauen um Prostituierte handelte. Bei dieser Version bleibt der ältere Herr, denn alles andere wäre ja ein Schuldeingeständnis, was eventuell zu einer Verurteilung wegen Beihilfe zu "bandenmäßiger Zuhälterei" in Frankreich führen könnte.

Freilich, DSK ist unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen wurde. Nur doof ist er jetzt schon, und daran wird auch ein Freispruch in dieser Sache nichts ändern. Denn an die Öffentlichkeit zu gehen, mit dem Argument, er habe nicht gewusst, dass es sich bei den Frauen um Sexarbeiterinnen handelte, geht in jedem Fall in die Hose:

Fall 1: DSK wusste, wo er mit wem war und hält die gesamte Weltöffentlichkeit mit Blöd-Aussagen zum Narren. Die Öffentlichkeit fühlt sich dadurch enorm verarscht und reagiert sauer.

Fall 2: DSK wusste tatsächlich nicht, dass Frauen, die nach kurzer Konversation sogleich begierig mit ihm sexuell aktiv wurden, Geld dafür bekamen. Dieses Nichtwissen als naiv zu bezeichnen, wäre eine starke Untertreibung - in diesem Fall wäre DSK haarsträubend dumm. Da stellt sich doch sogleich die Frage, wie jemand mit dieser Minderbemittelung eine Organisation wie den Internationalen Währungsfonds leiten konnte und auf eine erfolgreiche Karriere als Politiker zurückblickt ...

Richtige Sexpartys sehen anders aus

So oder so: DSK hat seinen Karren gehörig in den Dreck gefahren. Selbst wenn er sich mit seiner "Ich wusste nichts"-Strategie nach den Anforderungen der Verteidigung vor Gericht verhält, beschädigt diese unglaubwürdige Aussage einerseits genau diese Justizlogik und andererseits das Ansehen der Polit- und Wirtschaftselite.

Über die Anbahnung von käuflichem Sex wissen heute angesichts seiner Dauerthematisierung in den Medien auch jene Bescheid, die ihn noch nie selbst in Anspruch genommen haben. Warum selbiges praktisch in allen deutschsprachigen Medien als "Sexparty" bezeichnet wird, ist nur ein Rätsel unter vielen in einer Berichterstattung, die an der notwendigen Trennung von Sexarbeit, gleichberechtigtem Sex und sexueller Gewalt scheitert. (Ina Freudenschuß, dieStandard.at, 27.3.2012)