Santiago de Chile - Nach dem Tod eines jungen Homosexuellen an den Folgen eines brutalen Angriffs mutmaßlicher Neonazis in Chile haben am Freitag tausende Menschen seinen Trauerzug begleitet. Die Straßen von San Bernardo im Süden von Santiago de Chile zum Zentralfriedhof der Hauptstadt waren von zahlreichen Menschen gesäumt, die weiße Taschentücher schwenkten, Blumen niederlegten und applaudierten. Zamudios Bruder Diego bedankte sich für die große Anteilnahme, "für jede Geste, für jede Träne, die für meinen Bruder vergossen wird", sagte er vor der Feuerbestattung im engen Familienkreis.

Der 24-jährige Daniel Zamudio war Anfang März zusammengeschlagen und sechs Stunden lang gefoltert worden. Die Angreifer hatten auf den Kopf des Homosexuellen eingeschlagen, brennende Zigaretten auf seinem Körper ausgedrückt und Nazi-Symbole in seine Haut geritzt. Zamudio starb 25 Tage später an seinen Verletzungen.

Die vier Verdächtigen zwischen 19 und 25 Jahren weisen die Anschuldigungen zurück.

Auf der langen Bank

Der Fall hatte in Chile für großes Aufsehen gesorgt und Diskussionen über ein Antidiskriminierungsgesetz angeheizt. Ein Gesetzesentwurf, der bereits vor sieben Jahren ins Parlament eingebracht worden war, wurde im November vom Senat gebilligt, muss aber noch das Abgeordnetenhaus passieren. Konservative haben Bedenken, weil sie eine Einführung der Homosexuellenehe durch die Hintertür befürchten. Auch über einen Gesetzesentwurf von Präsident Sebastian Pinera zur Einführung einer eingetragenen Partnerschaft hat das Parlament noch nicht abgestimmt. (APA, 2.4.2012)